Der 11. Medienpreis des Schweizerischen Anwaltsverbandes ist am Samstag an Dominique Strebel verliehen worden. Der Redaktor des «Beobachters» hat in einem Artikel drei Frauen beschrieben, die ohne rechtliches Urteil der Behörden in die Strafvollzugsanstalt Hindelbank eingewiesen worden sind. «Ein traumatisches Erlebnis für die drei Frauen im Alter von 16, 17 und 19 Jahren», schreibt die Jury. Erst nach 40 Jahren haben die drei Frauen eine Stimme erhalten. «Seine Artikel hinterfragen das Funktionieren des Rechts.» Der Einspruch gegenüber dem eigenmächtigen Handeln einiger Behörden hat die Jury unter der Leitung von Franz Steinegger beeindruckt.
Einer von zwei Nebenpreisen ging an Elvira Stadelmann für ihren Beitrag «Die Parkhausmörderin» in der Sendung «Rundschau» des Schweizer Fernsehens. Mit ihrem Film aus der DOK-Serie «Wenn Frauen töten» sei ihr Dramatik gelungen, die ganz auf voyeuristische Elemente verzichte. Die Jury unterstrich die Substanz, «welche die Journalistin aufgrund des Einbezugs vieler Informationsquellen wie Polizisten, Psychiater oder hohe Beamte zu vermitteln wusste».
Regula Zehnder und Christian Schmid erhielten für ihre Sendung «100 Jahre ZGB» auf DRS 1 den 2. Nebenpreis. Jurypräsident Franz Steinegger: «Es ist den beiden Journalisten ausgezeichnet gelungen, die Bedeutung dieses Gesetzgebungswerkes in Erinnerung zu rufen.» Der ehemalige Politiker wünschte sich «der Ablauf der Gesetzesberatung könnte auch für das heutige Bundesparlament Vorbild sein».
Am Anwaltskongress im KKL Luzern sprach am Samstag zur Strafrechtsreform Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Die Justizministerin stellte in diesem Zusammenhang eine «operative Hektik» in der Strafrechtsdiskussion in der Sommersession fest.
Nach den Reden, Wahlen und Preisvergaben beschloss die Delegiertenversammlung «eine weitere Öffnung ihres Standes und zwar im Rahmen einer Werbekampagne», wie der Verband schreibt. Denn der Gang zum Anwalt falle nicht jedem leicht, sinnierte Verbandspräsident Ernst Staehelin. Es bedarf unter Umständen eines gewissen Masses an Überwindung einer Schwellenangst, so Staehelin. «Mit der Kampagne wollen die Schweizer Anwältinnen und Anwälte ebensolche Hemmschwellen abbauen und illustrieren, in welchen Situationen der Beizug eines qualifizierten Rechtsberaters unverzichtbar ist», so der Verband.
Die Hemmschwelle betrifft wohl eher die zu hohen Anwaltshonorare vieler Rechtsverdreher, die deshalb und wegen der Rezession nun selber unter Druck geraten, konstatiert der Klein Report. Und noch besser als (aufklärerische) Journalisten auszuzeichnen wäre im eigenen Stall aufzuräumen, noch bevor jahrelange Rechtsstreitereien angezettelt werden, die (mehrheitlich) den Juristen selber nützen.
Sonntag
14.06.2009