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Dienstag
15.11.2011

Die Mehrheit der Websites von Schweizer Unternehmen ist nach wie vor nur teilweise oder überhaupt nicht barrierefrei. Das ist eine Haupterkenntnis der am Dienstag veröffentlichten Schweizer Accessibility-Studie 2011. «Einzig die bundesnahen Betriebe, die Schweizerische Post und die SBB, sowie einzelne Websites von Radio- und Fernsehsendern und Verkehrsverbünden erreichen eine gute Zugänglichkeit», teilte «Zugang für alle», die Schweizerische Stiftung zur behindertengerechten Technologienutzung, mit. Besonders enttäuschend sei auch die ungenügende Barrierefreiheit der Webauftritte der eidgenössischen Hochschulen ETH Zürich und EPFL.

Im Rahmen der Accessibility-Studie, die nach 2004 und 2007 zum dritten Mal durchgeführt wurde, untersuchte ein gemischtes Team aus Web-Accessibility-Experten mit und ohne Behinderungen 100 Websites der öffentlichen Hand und privater Unternehmen. «Erfreulich ist, dass die Websites der Bundesverwaltung ihre bereits in den früheren Studien guten Ergebnisse beibehalten konnten, mit wenigen Ausnahmen», teilten die Studienverantwortlichen mit. Besonders negativ aufgefallen sei die Website des Schweizerischen Bundesgerichts, «die nach wie vor völlig unzugänglich für Menschen mit Behinderungen ist».

Die grössten Fortschritte sind gemäss der Studie bei den Websites der Kantone festzustellen. Die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Graubünden, Jura, Zürich, Zug und Schaffhausen konnten sich teilweise sehr stark verbessern und erreichen zusammen mit den Kantonen Glarus und Bern die jeweils beste Bewertung der Barrierefreiheit mit fünf Sternen. Am schlechtesten abgeschnitten haben die Websites der Kantone Wallis, Basel-Landschaft und Neuenburg.

Ebenfalls zweigeteilt sind die Ergebnisse der zehn grössten Schweizer Städte: Sehr gut zugänglich sind die Websites der Städte Zürich, St. Gallen und Winterthur, während die Seiten von Bern, Genf, Basel, Lugano, Lausanne und Biel nur teilweise oder gar nicht behindertentauglich sind.

Die Studie, die am Dienstag am nationalen eGovernment Symposium in Bern vorgestellt wurde, will aber nicht einfach tadeln, sondern auch informieren: Anhand zweier Fallbeispiele erklärt die insgesamt 116 Seiten umfassende Broschüre der Studie, mit welchen Mitteln eine barrierefreie Website umgesetzt werden kann. Ebenfalls in der Studie zu finden sind die ausführlichen Testresultate, Interviews mit Betroffenen, Fachbeiträge zu den rechtlichen Grundlagen und zur Prüfung und Erstellung von barrierefreien PDFs sowie ein Vorwort von Bundesrätin Doris Leuthard. Interessierten steht die Publikation als barrierefreies PDF unter www.access-for-all.ch zum Download zur Verfügung.

«Zugang für alle», die Schweizerische Stiftung zur behindertengerechten Technologienutzung, wurde im November 2000 gegründet. Sie versteht sich als Kompetenzzentrum und Vermittlerin zwischen dem Anwenderkreis von Menschen mit Behinderungen, welche die technologischen Schranken am meisten zu spüren bekommen, und den Informations- und Geräteanbietern aus dem öffentlichen und privaten Sektor. Neben einer Reihe von Dienstleistungen rund um Barrierefreiheit engagiert sich die gemeinnützige Stiftung seit über zehn Jahren in zahlreichen Gremien und Kommissionen, sensibilisiert Behörden, Dienstleistungsanbieter und eine breite Öffentlichkeit, betreibt ein umfangreiches Informationsportal, erarbeitet Hilfsmittel und Standards, wirkt als Anlaufstelle für alle Fragen zu Accessibility und ist Forschungspartner von Hochschulen und Universitäten. «Zugang für alle» zertifiziert seit 2006 zudem barrierefreie Schweizer Websites.