Sie sollten sich ein wenig wie Piloten im Simulator fühlen: angespannt und erwartungsvoll. Nina Havel, Roman Kilchsperger, Sven Epiney und Sascha Ruefer absolvierten kürzlich gemeinsam einen Improvisations-Workshop im Studio. «Die Aufgabe bestand darin, den Raum des Studios zu nutzen, ohne dass es wie Pfaditheater wirkt», umschreibt Ausbildungschef Toni Zwyssig eine der Aufgaben, wie das Schweizer TV-Magazin «TR7» in seiner neuesten Ausgabe schreibt.
Das Zusammenspiel zwischen Studioequipe und Moderatoren wurde scharf beobachtet. Ein Sprechausbildner spitzte seine Ohren. Für einmal gab es statt Applaus kritische Worte. «Institutionalisierte Qualitätspflege» - ein Begriff, der unter der neuen TV-Direktorin Ingrid Deltenre an Wichtigkeit gewonnen hat. Dazu gehören neben journalistischen Kriterien bei SF DRS auch Verpackung, Regie, Dramaturgie - und insbesondere die Moderation. Die Ausbildung ist der TV-Direktorin neu direkt unterstellt. Das zeigt, wie wichtig ihr dieser Bereich ist. Toni Zwyssig: «Die Unterhaltung war dabei in den letzten Jahren ein wenig unser Stiefkind - die Moderatoren waren resistenter gegenüber Schulungen als in anderen Abteilungen.»
Der neue Programmentwickler in der Abteilung Kultur und Unterhaltung, Christoph Bürge, will jetzt die Schulung der Unterhaltungsleute konsequent vorantreiben. So wird man die neue Quizmoderatorin Anna Maier intensiv unter die Fittiche nehmen. Ihr Auftritt, ihre Sprache, die Eigenwahrnehmung - alles soll perfektioniert werden. Aber auch die anderen Aushängeschilder checkt man gründlich durch.
«Ende November werden wir eine erste Analyse abschliessen», sagt Bürge. «Dann werden wir mit den Redaktionsleitungen individuelle Schulungsprogramme für die einzelnen Moderatoren entwickeln.» Ähnliche Aufgaben nimmt im Sport Martin Masafret wahr - in der Abteilung Information ist es Hansruedi Schoch. «Wir haben festgestellt, dass wir in manchen Sendungen in der deutschen Sprache gröber dilettieren», stellt Chefredaktor Ueli Haldimann in der Hauszeitung von SF DRS fest. Massnahme: Es gab bereits Ende September einen Ausbildungskurs in deutscher Grammatik.
Im Sport und in der Information wurden die Moderatoren bisher routinemässig einmal pro Jahr gecheckt. «Wenn die Ausbildungsverantwortlichen Defizite entdecken, werden wir künftig schneller reagieren», sagt Zwyssig. «Wir werden auf die Moderatoren zugeschnittene Weiterbildungsmodule schaffen.»
Sonntag
14.11.2004