«Noch nie hat der Presserat so viele Stellungnahmen zu möglichen Verletzungen des Journalistenkodexes abgegeben wie 2004», schreibt der Schweizer Presserat in seinem Jahresbericht für das Jahr 2004. Das Gremium will «zur Reflexion über grundsätzliche medienethische Probleme und medienethische Diskussionen anregen» und hat im vergangenen Jahr 67 Stellungnahmen abgegeben (1999 waren es noch 23 gewesen). In den 67 Texten, die alle auf der Website http://www.presserat.ch publiziert sind, gab der Presserat den Beschwerdeführern 25 mal ganz oder teilweise recht. Immer ging es ausschliesslich darum, ob der Journalistenkodex durch einen Medienbericht in Presse/Radio/Fernsehen verletzt worden sei oder nicht.
Unter den Fallgruppen ragen wiederum die Fairnessverstösse heraus. Das Fairnessgebot verpflichtet die Redaktionen, Betroffene bei schweren Vorwürfen anzuhören und deren Antwort mindestens kurz in den Bericht einzubauen. Heikle Abgrenzungsfragen stellten sich zudem mehrfach bei der Gerichtsberichterstattung über nichtprominente Personen, deren Anonymität zu wahren ist. Mit mehreren Grenzfällen musste sich der Presserat zudem auf den Gebieten der Interview- und Recherchetechnik oder und der Kommentarfreiheit auseinandersetzen.
Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht des Presserats weiter hervorgeht, schloss die Stiftung ihre Tätigkeit mit einem Gewinn von 33 000 Franken ab, so dass sich das Stiftungskapital auf 120 000 Franken erhöht hat. «Dessenungeachtet bemüht sich der Stiftungsrats intensiv um dieverlegerunabhängige mittel- und langfristige Sicherstellung der Finanzen», heisst es in dem Jahresbericht weiter. Mit anderen Worten: «Das Thema `Erweiterung der Trägerschaft auf die Verleger und Veranstalter`ist einstweilen ad Acta gelegt.»
Dienstag
26.04.2005