Das Platzen der Internet-Blase hat dem Online-Banking keinen Abbruch getan. Die Zahl der Bankkunden, welche Geschäfte mit ihrer Bank über das Internet abwickeln, hat sich seit 2000 weltweit vervierfacht. Auch in der Schweiz ist Online-Banking im Trend. Vor allem für das Anlagegeschäft gewinnt Online-Banking hierzulande zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2000 benutzen in dieser Sparte lediglich 14% der Kunden das Internet als Informations- und Transaktionsmedium. 2002 waren es schon 21%, zwei Jahre später 25%, wie Hans Geiger, Professor am Schweizerischen Bankeninstitut der Universität Zürich, am Dienstag an einem Medienseminar in Bern erläuterte.
Vor allem gut betuchte Leute mittleren Alters sind dem neuen Vertriebs- und Kommunikationskanal zugetan. Rund die Hälfte der Online-Kunden verdienten laut Geiger 2004 mehr als 10 000 Franken pro Monat, 31% aller Online-Händler in der Schweiz verfügten über ein Vermögen von über 500 000 Franken. Die Branche habe eine «unglaubliche Produkteinnovation» hingelegt, sagte Geiger weiter. Diese sei noch nicht abgeschlossen und wirke sich auch auf die anderen Prozesse des Online-Bankings aus. Prognosen über die weitere Entwicklung zu machen, sei dennoch schwierig. Am Schluss werde aber allen voran der Kunde profitieren. Bis dahin könnten sich Banken, welche die neuen Technologien zum richtigen Zeitpunkt einsetzten, einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. «Wer nicht mitmacht, verschwindet», sagte Geiger.
Ähnlich dem Surfen vor Hawaii biete Online-Banking neben interessanten Möglichkeiten auch Gefahren, sagte Alain Hiltgen, zuständig für IT-Sicherheit bei der UBS. Im Fokus der gesamten technischen Systeme stehe dabei die Kundenplattform. Wie bei Postfinance am vergangenen Wochenende habe es im Jahr 2000 auch bei der UBS Phishing-Angriffe gegeben, mit denen Dritte an Login-Daten und Passwörter der Kunden hatten kommen wollen. Als Gegenmassnahme führte die UBS 2002 ein System ein, bei dem Passwörter nur kurze Zeit gültig sind. Ein Offline-Angriff sei so nicht mehr möglich, sagte Hiltgen. In Zukunft gehe die Entwicklung in Richtung elektronischer Zertifikate, wo die UBS letztes Jahr einen Pilotversuch durchgeführt habe. Zusätzliche Sicherheitsmassnahmen schränkten jedoch immer Bedienerfreundlichkeit des Systems und Mobilität der Kunden ein, gab Hiltgen zu bedenken.
Aus rechtlicher Sicht wird das Online-Banking durch fehlende Vorschriften bei der Online-Kontoeröffnung gebremst. Die Eidg. Bankenkommission (EBK) hat sich dazu noch nicht geäussert. Damit in der Praxis einsetzbar, müsse die Online-Kontoeröffnung ausdrücklich geregelt werden, sagte Andreas Heimberg, Rechtsberater bei der Credit Suisse. Zudem gebe es bei grenzüberschreitenden Bankdienstleistungen «ungleich lange Spiesse»: Ausländische Behörden erliessen für Schweizer Banken, welche via Internet im Ausland Geschäfte machen wollten, immer mehr Vorschriften. «Umgekehrt ist die Türe offen», sagte Heimberg. Siehe auch: Online-Banking immer beliebter
Mittwoch
08.06.2005