In ihren Kommentaren zum Streit um die in einer dänischen Zeitung abgedruckten Mohammed-Karikaturen verteidigen Schweizer Zeitungen die Meinungsäusserungsfreiheit. Sie bedauern die Reaktionen aus der islamischen Welt. So spricht «La Liberté» am Donnerstag von «übertriebenen» Reaktionen. Vor allem wenn sie mit der politischen Stille verglichen werde, die in diesen Ländern im Bezug auf wirklich grosse Fragen wie Irak oder Palästina herrsche. Die Zeitung freut sich, dass andere europäische Zeitungen die umstrittenen Karikaturen übernommen haben. Das zeige, dass die Selbstzensur noch nicht vollständig das Zepter übernommen habe, heisst es im Kommentar weiter.
Allerdings halten sowohl «La Liberté» als auch «24 Heures» fest, dass unnötige Provokationen vermieden werden sollten. Die Freiheit sei sicher heilig, aber sie dürfe auch nicht alles erlauben. Sie ende dort, wo das Gesetz beginne. «24 Heures» hält fest: «Alles kann karikiert werden. Selbst Gott.» In diesem Streit träfen zwei Welten aufeinander, die sich nicht verstünden. «Der Westen, der der Meinungsäusserungsfreiheit einen wichtigen Platz einräumt und die islamische Welt, für die die Abbildung von Gott und seinem Propheten einem Verbrechen gleichkommt.
«Le Temps» fasst zusammen: «Der Respekt gegenüber Religionen ist legitim, aber es wäre gefährlich in seinem Namen die Freiheiten zu beschränken, die uns teuer sind.» Die Zeitung veröffentlichte - gleich wie «24 Heures» - am Donnerstag gleichzeitig eine der umstrittenen Karikaturen. Dies hatte der «Blick» bereits am Dienstag getan. Anderseits hat sich die Redaktion des «Tages-Anzeigers» definitiv dazu entschlossen, die Zeichnugen nicht zu publizieren: «Menschen aus einem anderen Kulturkreis wurden durch die Karikaturen offensichtlich verletzt», begründete dies der stellvertretende Chefredaktor Roland Schlumpf gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. - Mehr dazu: «France-Soir»-Chef wegen Mohammed-Karikaturen entlassen
Donnerstag
02.02.2006