Fast zehn Prozent weniger Werbeeinnahmen habe das deutschsprachige Schweizer Fernsehen (SF) in den ersten acht Monaten dieses Jahres verzeichnet. Gleichzeitig hätten die italienisch- und französischsprachigen Sender der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) um rund acht Prozent zugelegt. Das berichtet die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf den Forschungsdienst Media Focus. Vor allem SF 1 habe gelitten, nämlich mit einem Rückgang von 17 Prozent, wogegen die zweite Kette dank Fussball-WM und Olympia auf tiefem Niveau ein Drittel zugelegt habe. Insgesamt klaffe ein Loch von 16 Millionen Franken in der Kasse. Obwohl Walpen strukturelle Gründe ortet, schliesst der SRG-Chef eine weitere Sparrunde nach dem jetzt laufenden Abbauprogramm von 80 Millionen Franken nicht aus.
Über die Ursache des Werbeeinbruchs sind sich die Verantwortlichen uneinig. Es liege in erster Linie an der weggefallenen Coop-Werbung (Telescoop und Coop-Kochstudio), behauptet SF-Direktorin Ingrid Deltenre - was umgehend von Coop mit Hinweis auf andere TV-Werbung bestritten wird. «Unser Fernsehbudget ist praktisch unverändert», widerspricht Coop-Sprecherin Liselotte Doler.
«Dass beim SF die Spots ausbleiben, liegt in erster Linie am Programm», diagnostiziert anderseits die SoZ. Neue Shows wie der «Rote Teppich» oder «Black `n` Blond» hätten keine Akzeptanz gefunden und ältere wie «Quer» seien im Sinkflug. Nach dem Aus für «Eiger Mönch und Maier» seien keine neuen Angebote ersichtlich, was insgesamt das Vertrauen der Werbebranche schwinden lasse. «Das Grundvertrauen ist etwas erschüttert», meint Andy Lehmann, Direktor der Zürcher Agentur Aegis Media, etwas maliziös in der «SonntagsZeitung». Hier scheint aber auch das Grundvertrauen in die Mediaagenturen «etwas erschüttert», wurde doch Andy Lehmann vergangene Woche an der TV-Messe «screen-up» auf die in der Branche viel diskutierten Kickbacks in einem Streitgespräch vor Publikum angesprochen. «Kickback-Modelle gibt es in unserer Agentur nicht. Und sonst geben wir die Gelder eins zu eins an die Kunden weiter», so Lehman im mit Fachleuten gefüllten Kinosaal, durch den ein lautes kollektives Schmunzeln ging.
Die Werbegelder würden gemäss SoZ also an die Privatsender fliessen, die ein Plus von 22 Prozent verbuchen könnten, sowie an die ausländischen Stationen (+12 Prozent).
Sonntag
01.10.2006