Mit einer schlechten Tonqualität und wenig Programmangeboten sei das schweizerische Digitalradioangebot DAB (Digital Audio Broadcasting) «im internationalen Vergleich Schlusslicht». Die Übertragungsrate von lediglich 128 Kilobit pro Sekunde führe zu einem «metallischen Klang» und die lediglich elf Sender aus der SRG-Familie seien zum Teil nur in Mono zu empfangen, schreibt die «NZZ am Sonntag», die der neuen Technologie deshalb eine schlechte Prognose macht. Doch ausgerechnet das eher ländliche Volksmusikpublikum will die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft ab kommendem Jahr nur noch über DAB bedienen.
Zum Thema Qualität zitiert die NZZaS Matthias Rose, Pressesprecher vom Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen: «Um annähernd CD-Qualität zu erreichen, ist eine Datenrate von mindestens 192 Kilobit pro Sekunde erforderlich». Am IIS wurde das Musikformat MP3 entwickelt und auch an der Codierung des digitalen Rundfunks ist das Institut massgeblich beteiligt. Und Pressesprecher Bernhard Bürki vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ergänzt: «Bei einem Sprachprogramm reichen 128 Kilobit pro Sekunde bei weitem, bei klassischer Musik kann diese Datenrate knapp sein». Auf seiner DAB-Informationsseite im Internet vertritt das Bakom deshalb die Ansicht, dass «192 bis 256 KBit/s für ein Stereo-Musikprogramm in ausreichender Qualität» notwendig seien. Allerdings hat es der Bund unterlassen, eine entsprechende Vorschrift festzuschreiben. Daher kann die SRG frei über die Bandbreite verfügen. Statt wenige Sender in hoher Qualität auszustrahlen, verbreitet die SRG aber zusätzlich die drei Programme Radio Swiss Pop, Classic und Jazz über die DAB-Frequenzen.
Private Sender sollen voraussichtlich erst im Herbst 2008 auf Sendung gehen. Erstmals könnte der Bund dann eine minimale Datenrate festlegen. «Wie hoch sie liegen wird, ist noch nicht entschieden», sagt Bernhard Bürki vom Bakom. Aber da kommt das nächste Problem: Die neuen Sender sollen nach dem moderneren DAB-Plus-Standard mit besserer Tonqualität verbreitet werden. «Mit 128 Kilobit pro Sekunde erreicht DAB+ tatsächlich nahezu CD-Qualität», schreibt die NZZaS. Doch die dafür nötigen Empfänger sind bisher noch gar nicht auf dem Markt. Heutige Geräte lassen sich nicht nachrüsten und werden daher auch in Zukunft nur das bisherige DAB-Angebot nutzen können. Mit ersten Angeboten sei gegen Ende dieses Jahres zu rechnen.
Und schliesslich noch eine vernichtende Schlussbemerkung: «Teure DAB-Tuner für die Stereoanlage - sie kosten mehrere Hundert Franken - sind wegen der hierzulande niedrigen Datenrate aber auch zukünftig nicht zu empfehlen. Denn im Kabel ist das Programmangebot grösser, und weil es im Kabel kaum zu Störungen kommt, ist die dort verbreitete UKW-Tonqualität auch höher als bei DAB.» - Siehe auch: Digitalradio: Der Nebel lichtet sich und Nationalratskommission will Volksmusik auf DRS1 behalten
Sonntag
09.09.2007