Die Europäische Union befürwortet die Einrichtung einer europäischen digitalen Bibliothek. «Wir müssen handeln», sagte der amtierende EU-Ratspräsident Jean-Claude Juncker am Dienstag bei den Europäischen Kulturtagen in Paris. Die Datensammlung solle das kulturelle und wissenschaftliche Erbe strukturieren und online im Internet verfügbar machen, heisst es in einem Schreiben von sechs Regierungen. Die Initiative wird von Frankreich, Deutschland, Polen, Italien, Spanien und Ungarn mitgetragen. «Die Schweiz wurde nicht offiziell angefragt, aber wir unterstützen diese Initiative», sagte Marie-Christine Doffey von der Schweizerischen Landesbibliothek am Dienstag auf Anfrage der SDA. Ob sich die Schweiz auch finanziell beteiligen werde, lasse sich im Moment noch nicht sagen, erklärte Doffey.
Es gebe bereits eine Zusammenarbeit von 43 europäischen Bibliotheken, die als Vorstufe zur digitalen Bibliothek angesehen werden könne und vor allem Bibliotheks-Kataloge erfasse, hiess es am Dienstag aus Brüssel. 19 europäische Bibliotheken hatten vergangene Woche einen Aufruf veröffentlicht, dem Projekt des Internetportals Google zur Digitalisierung von 15 Millionen Büchern aus 3 US-Bibliotheken und der Bibliothek im britischen Oxford eine europäische Alternative zur Seite zu stellen.
Die EU-Kommission in Brüssel wird 96 Mio. Euro locker machen, um die Forschung an Suchmaschinen für Bild- und Tondokumente zu unterstützen sowie Inhalte zu digitalisieren. Ab Mai werden die konkreten Aufforderungen ergehen, Projekte einzureichen, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Für die Digitalisierung von Inhalten und den vereinfachten Zugang dazu sind für die Jahre 2005 bis 2008 total 60 Mio. Euro vorgesehen, so die EU-Kommission. Für die Finanzperiode 2007 bis 2013 habe sie sogar 1,055 Mrd. Euro beantragt, um die Nutzung digitaler Technologien durch die audiovisuelle Industrie zu fördern.
Dienstag
03.05.2005