Wir schreiben das Jahr 1854, das Todesjahr von Jeremias Gotthelf. Noch nicht so lange her, dass die Schweizer Städte - insbesondere Basel - einer cloaca maxima glichen und auf dem Land Sitten herrschten wie zu den finstersten Zeiten des Mittelalters. An genau diesen Punkt der jüngeren Geschichte soll eine Schweizer Familie zurückkehren und drei - bestimmt aufregende - Ferienwochen verleben. Nachdem arte, ZDF und die ARD bereits deutsche Familien in die Vergangenheit entsandt haben, will nun auch «Schweiz aktuell» anlässlich des 150. Todestages von Gotthelf ein solches Experiment wagen. «Leben wie zu Gotthelfs Zeiten» heisst das Projekt, bei dem eine Schweizer Familie vom 26. Juli bis zum 13. August im Emmental leben und arbeiten wird. Aber nicht auf einem luxuriösen Hof etwa, sondern unter den Bedingungen, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts herrschten - stets von einer Kamera beobachtet. Die Klamotten sind womöglich aus Schurwolle und auch beim Kochen kann sich die Familie Ingredienzien wie Olivenöl, Ingwer oder Zitronengras gleich abschminken. Wir wünschen jedenfalls schon jetzt einen unvergesslichen Agrarsommer und frohes Gelingen à la Gotthelf. Vielleicht tröstet ja das Dichten über die vielen Entbehrungen hinweg.
Montag
10.05.2004