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Sonntag
05.10.2003

Der Auftritt der Parteien im Internet ist äusserst mager - auch in Zürich, dem selbsternannten «Trendsetter-Kanton». Die Parteien entschuldigen dies mit fehlendem Geld. Man kann sich der Selbstkritik von FDP-Geschäftsführer Konrad Hurni nur anschliessen, der - angesprochen auf den Internet-Auftritt der kantonalen FDP - von einer «Baustelle» spricht. Seine Partei sei internetmässig gerade «in Transformation», nach den Wahlen werde es besser. Es sei eben auch eine Frage des Geldes. Das fehlende Geld muss auch bei den anderen Parteien als Argument herhalten. Ausser der SP betonen alle, dass sie lieber in einen aktiven Wahlkampf, Inserate und Plakate, Podien, Roadshows und Kinowerbung investieren.

Das Desinteresse fürs Internet scheint enorm, wenn man an die zögerliche Bereitschaft der Kandidierenden denkt, am universitär abgestützten Projekt «smartvote» teilzunehmen - einem Projekt, das potenziellen Wählerinnen und Wählern eine valable Hilfe bei der Suche nach der persönlich geeignetsten Liste bietet. Es brauchte lange, bis ein parteiübergreifender Vergleich auf «smartvote» überhaupt möglich war. Noch Ende September gaben von der SVP im Kanton Zürich nur 39% ihre Standpunkte preis. Die SP hingegen machte ihren Kandidatinnen und Kandidaten den Eintrag schon früh schmackhaft, wie Generalsekretär Stefan Brülhart sagte.

Es sei erstaunlich, wie wenig sich in den letzten vier Jahren getan habe, meint Technologie-Publizist Matthias Zehnder. Vor allem, wenn man bedenke, dass jeder zweite Haushalt in der Schweiz einen Internet-Anschluss hat und der «Internet-Reflex» längst gängig ist; bei Wissensbedarf informiert man sich schnell einmal im Web. Es sei schwierig, überhaupt die richtige Website zu finden, sagt Zehnder. Die Parteien hätten nichts dafür getan, dass man sie etwa dank naheliegender Stichworte über die Suchmaschinen findet. Zudem seien sie auch intern schlecht verlinkt. Statt eines echten Netzwerks dominierten Einzelauftritte.