In immer mehr Schulen ist der Griff zum Handy zumindest während des Unterrichts verboten. Verbote, da sind sich die Experten einig, sind aber selten die Lösung eines Problems. Sie fordern deshalb Handykunde an der Schule. So hat die Union der schweizerisch-liechtensteinischen Schülerorganisationen (USO) ein Handyverbot an der Schule schlicht als «unsinnig» bezeichnet und vertritt die Meinung, dass es «Aufgabe der Schule ist, den verantwortungsbewussten Umgang mit den neuen Medien zu lehren.»
Unterstützung erhält die USO von Fachleuten wie der Erfurter Medienwissenschafterin Iren Schulz: Das Handy und der Umgang damit müssten im Unterricht thematisiert werden, fordert sie. Schulz hat die Bedeutung des Handys für Jugendliche und ihre sozialen Beziehungen untersucht. Der Mobilfunk spiele heute eine entscheidende Rolle bei der Identitätsfindung. Vor diesem Hintergrund wäre ein schlichtes Verbot kontraproduktiv. Anders gesagt: Fachleute empfehlen, die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen zu fördern.
Anders als ein Verbot lässt sich Handykunde oder Medienkunde nicht über Nacht einführen. Und anders als Internetanschlüsse oder Computer lässt sich die Einführung von kritischer Medienkunde kaum von der Industrie mitfinanzieren. Dabei ist das Handy heute bei Jugendlichen das mit Abstand am meisten verbreitete Mediengerät: Laut der jährlich erhobenen Jugendmedienstudie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest verfügen 92 Prozent aller 12- bis 19-Jährigen über mindestens ein Handy.
Donnerstag
06.09.2007