Nach einem Sturm der Entrüstung in China hat ein iPod-Hersteller seine hohe Schadenersatzforderung gegen zwei Journalisten zurückgezogen, die schlechte Arbeitsbedingungen in seinem Werk angeprangert hatten. Das taiwanesische Mutterhaus des südchinesischen Unternehmens Foxconn, Hon Hai Precision Industry, teilte in der Nacht auf Donnerstag in Taipeh mit, statt 30 Millionen Yuan (umgerechnet 4,6 Mio. Franken) jetzt nur noch symbolisch einen Yuan (15 Rappen) zu fordern. Die Klage werde aber nicht aufgegeben, «um Hon Hais Namen reinzuwaschen», sagte ein Sprecher.
Journalisten und Rechtsexperten in China sahen in der Klage vor einem Gericht im südchinesischen Shenzhen, das sogar das gesamte Vermögen der Reporter der renommierten Schanghaier «China Business News» eingefroren hatte, lediglich einen Einschüchterungsversuch. Die verklagten Journalisten hatten ohnehin nur Recherchen des britischen Boulevardblattes «Mail on Sunday» aufgenommen, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgten. Gegen die britische Zeitung hatte Foxconn allerdings nicht geklagt.
Die chinesischen Journalisten hatten beschrieben, wie Arbeiter bei Foxconn täglich mehr als zwölf Stunden schufteten und nur 160 Franken Lohn im Monat Gehalt bekämen. Eine Untersuchung konnte zwar einige der Vorwürfe entkräften, doch räumte Apple Verstösse gegen seinen Verhaltenscodex ein: Die Überstunden lägen um 35 Prozent über dem Maximum und zu einem Viertel der untersuchten Zeit hätten Angestellte «mehr als sechs Tage in Folge» gearbeitet. Apple bemüht sich seit Tagen hinter den Kulissen, den Streit um seinen Hersteller zu entschärfen.
Donnerstag
31.08.2006