«Ich bin ganz gerne gekommen, weil ich die souveräne Gelassenheit der Zürcher und deren Neugier für Kunst und Künstler schätze», sagte der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schörder bei seiner Kurzvisite in Zürich am Donnerstagabend, als er zur Eröffnung einer Ausstellung des nun 70-jährigen Plastikers und Freundes Schang Hutter in die Galerie Silvio Baviera eilte, von dort ins Restaurant «Cooperativo» zum Abendessen wechselte und schliesslich nach 22 Uhr mit einem Jet wieder gen Berlin abhob. Der munter aufgelegte Bundeskanzler schätzte Hutter als «einen bedeutenden Künstler Europas» und bekamt lauter Artigkeiten der zürcherischen sozialdemokratischen Honorationen zu hören - nebst zahlreichen Geschenken, angefangen von der Gesamtausgabe von David Zinmans Einspielungen der Beethoven-Symphonien des Zürcher Tonhalle Orchesters bis hin zu einer Kiste Zigarre aus Fidels Reich.
Das Aufgebot an Sicherheitskräften war unübersehbar, die Hitze in der Galerie war über die Lautsprecher vernehmbar, als Slivio Baviera in bestem Zürcher Dialekt für die im Regen Wartenden sagte: «Es isch heiss da ine, es isch grauehaft». Schang Hutter wahrte die Façon und lobte «meinen lieben Freund Gerhard» dafür, dass er «der Menschlichkeit und den Menschen Raum gegeben hat und nicht in den Krieg gezogen ist». Das sei für ihn sozialdemokratisch, sagte der bei der Vernissage von Stadtpräsident Elmar Ledergerber mit der Ehrenmedaille des Zürcher Stadtrat für besondere Verdienste ausgezeichnete Plastiker. Der Magistrat liess die Gelegenheit nicht ungenutzt, Schröder ein Dossier über den Fluglärm zu überreichen. Darüber hatte sich der Politiker bereits im angenehmen Rahmen mit Bundespräsident Joseph Deiss unterhalten.
Donnerstag
23.09.2004