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Donnerstag
17.03.2011

Die NZZ hat in ihrer Mittwochsausgabe aufgezeigt, wie wenig Stil gewisse asiatische Medienschaffende und Marketingabteilungen nach den Tragödien in Japan gezeigt haben. NZZ-Korrespondent Marco Kauffmann schildert einerseits, wie Mohammad Zohri Sukimi, Karikaturist der malaysischen Zeitung «Berita Harian», sich lustig gemacht hatte. In der Sonntagausgabe zeichnete er, wie der japanische Comic-Held Ultraman der tödlichen Flutwelle zu entrinnen sucht. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Tsunami-Cartoons druckte die malaysische Zeitung auf der Frontseite eine Entschuldigung in sechs Abschnitten. Es sei nicht beabsichtigt gewesen, sich über das Desaster lustig zu machen, hiess es darin. Man fühle mit dem japanischen Volk und der Cartoonist entschuldige sich für sein Werk.

Schlechten Stil bewies gemäss NZZ-Korrespondent Kauffmann auch Singapurs staatlicher Medienkonzern Media Corp. Am Freitag, als der Tsunami die Nachrichtenkanäle beherrschte, schickte die Marketingabteilung eine E-Mail an die Werbekundschaft. Wer ein breites Publikum anpeile, solle zum Telefon greifen und Werbesekunden für den Fernsehsender Channel News Asia buchen. Denn schliesslich würden die geplanten Sondersendungen hohe Einschaltquoten erwarten. Auch die Singapurer mussten sich entschuldigen und versicherten, die Marketingleute seien zu mehr Umsichtigkeit angehalten worden.

Die «Bund»-Ausgabe vom Mittwoch hat nun bewiesen, dass gar nicht nach Asien blicken muss, wer eine fragwürdige Verwertung der japanischen Tragödien aufdecken will. In der satirischen (?) Rubrik «Apropos» wird unter dem Titel «Verschwörungen allenthalben» über die aktuellen Geschehnisse in Nordafrika und Japan philosophiert. Der Artikel endet mit den Zeilen: «Unsere Aufmerksamkeit ist vom Nahen in den Fernen Osten gerückt. Das Gerücht, die BKW habe überirdische Beziehungen spielen lassen, um die Erde in Japan erst nach der Mühleberg-II-Abstimmung beben zu lassen, stammt aber nicht von mir. Es stimmt auch nicht. Hinter dem Tsunami und dem sich allmählich entwickelnden nuklearen Desaster steckt der libysche Diktator Muammar al-Ghadhafi. Während alle Welt nach Japan blickt und erschaudert, kann er Schritt für Schritt, Bombe für Bombe nach Benghazi  marschieren. Als Pointe ist das leider nicht sehr lustig.»

Lustig ist das alleweil nicht. Ob sich mal auch die «Bund»-Redaktion bei Ihrer Leserschaft entschuldigen wird?