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Montag
06.06.2005

Im Geschäft mit legalen Musikdownloads in der Schweiz buhlen mittlerweile sieben Anbieter um die Gunst der Musikfans. Diese müssen sich aber mit einem Formatewirrwarr herumschlagen und Ansprüche punkto Angebot von hiesiger Musik vorerst zurückstecken. Das Geschäft scheint trotzdem gut angelaufen zu sein, wie von Seiten der beiden jüngsten Portale in der Schweiz, Sony Connect und Apple iTunes, zu vernehmen ist. «Wir sind bei den Downloads unter den ersten drei bis vier Ländern in Europa», sagt Matthias Graf von Sony Schweiz. Auch Andrea Brack von Apple Schweiz zeigt sich «sehr zufrieden». Wie Graf wollte sie keine Zahlen nennen. Apple ist mit seinem weltgrössten Online-Musikladen iTunes seit dem 10. Mai mit gut 1 Million Titeln in der Schweiz auf dem Markt. Einen Tag darauf legte Sony Connect mit rund 600 000 Liedern nach.

Trotz der eindrücklichen Zahl schneidet Sony Connect in einem Vergleichstest des unabhängigen Portals der Schweizer Musikszene http://www.music.ch schlecht ab. Die Studie wird laut der Nachrichtenagentur SDA demnächst veröffentlicht. Vor allem bei der Benutzerfreundlichkeit gerate Sony Connect ins Hintertreffen. Bei einer langen Anmeldeprozedur sei das Herunterladen von 31 Megabyte Software erforderlich. Mit gut zwei Dutzend Mausklicks müsse bestätigt werden, dass man insgesamt vier Programme auf seinem PC installieren wolle. Anders bei Apple, wo die «Ein-Klick-Philosophie» verfolgt wird: Die Testpersonen hätten die nötige Software iTunes sofort gefunden, das Herunterladen habe nur wenige Minuten gedauert.

Aktuelle Hitparaden-Stürmer wie Salomes «Gumpu» und Patrick Nuos «Beautiful» seien bei iTunes problemlos erhältlich. Bei Schweizer Klassikern und Independent-Künstlern sehe es allerdings düster aus. So kannte iTunes gerade mal DJ Bobo, Krokus und Serpentine. Lange suchen kann man dagegen nach Züri West, Stiller Has, Mani Matter sowie Favez oder Les Reines Prochaines. Und iTunes schneidet beim Test punkto Schweizer Musik noch am besten von allen sieben Portalen ab. «Ernüchternder Einheitsbrei», moniert Music.ch.

In die Bresche springen will hier Coca Cola mit seinem Portal MyCokemusic, wo insgesamt 450 000 Tracks angeboten werden. «Wir setzen speziell auf Schweizer Musiker und Bands», sagt Coca-Cola-Sprecherin Pia Lehmann. Nach Angaben von Music.ch ist das Angebot bezüglich Schweizer Interpreten jedoch auch nur mässig. Auch die restlichen Portale MSN Music, Ex Libris und i-M von Migros schneiden ähnlich ab. Eine Ausnahme bildet One2Joy. Das Portal offeriert als Nischenanbieter ausschliesslich Schweizer Musik. Knapp 2500 Songs von rund 150 Künstlern - Mainstream sucht man vergebens - sind im beliebig oft abspiel- und kopierbaren MP3-Format zu finden.

MP3 hat sich im Formatedschungel bei den Nutzern zum kleinsten gemeinsamen Nenner gemausert. Die Musikindustrie setzt indes auf Digitales Rechtemanagement (DRM). DRM bestimmt, wie oft, auf welchen Medien und in welchem Zeitraum ein digitaler Titel gespielt und vervielfältigt werden darf. Für die Kunden ist das ein Ärgernis, wenn ein heruntergeladener Song auf dem eigenen Abspielgerät nicht wiedergegeben werden kann - laut Music.ch alles schon vorgekommen. Bei den Preisen bewegen sich die meisten Portale bei 1.50 Franken pro Song beziehungsweise 15 Franken für ein Album. Mehrere von der SDA befragte Anbieter gehen nicht davon aus, dass hier noch etwas ins Rollen kommen könnte. Die Preise seien angemessen - für Künstler, Labels wie auch für die Kunden.