Der Programmchef des deutschen Privatfernsehsenders Sat.1, Roger Schawinski, hat nicht vor, die Marktführer von TV-Newssendungen in Deutschland zu konkurrenzieren - auch wenn er am nächsten Montag mit dem ehemaligen ZDF-Mann Thomas Kausch einen neuen Moderator vor die Linse setzt und das Studio aufgepeppt hat: «Den grössten Fehler würden wir machen, wenn wir Tagesschau oder Heute imitieren wollten», sagte der Sat.1-Chef gemäss einem Bericht der «Financial Times Deutschland» (FTD) vom Donnerstag. «RTL ist viel eher die Benchmark. Ich glaube, dass da vieles richtig gemacht wurde. Aber wir sollten es noch besser machen.»
Das heisst für den Berliner Medienwissenschaftler Hans-Jürgen Weiss, der seit einigen Jahren Nachrichten auswertet, mehr Klatsch und Katastrophen. «Zu normalen Zeiten sind nur etwa ein Drittel der RTL-Nachrichten im engeren Sinne politisch», erklärt Weiss. Ähnlich sehe es bei den anderen Privaten aus. Andererseits hätten die öffentlich-rechtlichen Sender laut FTD ein gravierendes Problem: Die Hälfte der «Tagesschau»-Zuschauer sei einer Studie im Auftrag der Landesmedienanstalten zufolge 60 Jahre oder älter. Beim ZDF liege der Anteil mit rund 65% sogar noch höher. «Die Öffentlich-Rechtlichen sind in Gefahr, die jungen Zuschauer zu verlieren - und die Zuschauer im Osten», sagte ZDF-Intendant Markus Schächter am Mittwoch in Frankfurt.
Donnerstag
26.08.2004