Jürgen Richter, einst Chef von Axel Springer, übt in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» heftige Kritik an der Biografie von Friede Springer. Er sei «über das Buch sehr verwundert, weil Frau Springer damit Mitarbeiter verletzt hat, die ihr jahrelang loyal gegenüber gestanden haben. Ich empfinde das als Vertrauensbruch.» Vor allem ärgert Richter, dass das Buch von Inge Kloepfer nur die Sicht von Friede Springer berücksichtige. Richter wirft der Autorin «einseitige Recherche» vor: «Viele haben keine Chance gehabt, sich zu äussern. Wahr ist hier nur, was Friede Springer hat schreiben lassen.»
Richter kritisiert, dass in dem Buch durchwegs Details aus vertraulichen Sitzungen ausgebreitet werden: «Jeder, der in leitender Position bei Springer gearbeitet hat, ist zur Verschwiegenheit verpflichtet - in dieser Biografie aber wird unentwegt aus vertraulichen Sitzungen des Aufsichtsrats und der Gesellschafter zitiert. Das ist eine rechtlich sehr fragwürdige Pflichtverletzung.»
In der Tat bringt das Buch pausenlos Gesprächsinhalte aus vertraulichen geschäftlichen Begegnungen - auch mit Geschäftspartnern und heutigen Widersachern von Frau Springer, etwa den Erben. Daher könnte Richters Schlussfolgerung zutreffend sein: «Ich weiss nicht, ob Frau Springer dieses Buch noch immer als eine glückliche Idee empfindet. Es ist ja nicht immer so, dass die Leute Gutes von einem wollen.»
Freitag
08.04.2005