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Sonntag
06.05.2007

Wo die Kommunikation eingeschränkt sei, schaffen heute technische Neuerungen Abhilfe. So wächst die Bloggerszene in Saudiarabien rasant, schreibt die Nahost-Korrespondentin des «Tages-Anzeigers», Astrid Frefel, in der Samstagsausgabe der Zürcher Tageszeitung. Heute seien in Saudiarabien schätzungsweise zwischen 3000 und 5000 Blogger aktiv, 40% sind Frauen. Vor einem Jahr waren es erst einige hundert. Die meisten von ihnen sind jung, besuchen noch die Schule oder sind Studenten. Sie kommen aus allen Schichten, und der Anteil der arabischen Sprache nimmt zu, heisst im Bericht der Kairoer Korrespondentin weiter.

Zitiert wird namentlich ein Blogger, der 22-jährige Pharmaziestudent Ahmed al-Omran, der seit drei Jahren im Internet aktiv ist. Er hat sich vor zwei Jahren geoutet und seine Identität preisgegeben. «Die Offenheit gibt mir mehr Glaubwürdigkeit. Aber ich bin auch vorsichtiger geworden», sagt al-Omran in Riad in einem Familienséparée bei Dr. Cafe, der saudischen Variante von Starbucks. «Ich glaube fest an das Internet und die Macht der Information, um Licht in die dunklen Ecken der Welt zu werfen. Und Saudiarabien ist sicher eine der dunkleren Ecken», begründete «der Religionspolizist» sein Erscheinen in der Blogsphäre. Er war einer der kritischsten saudischen Blogger, sass allerdings vom Zugriff der Behörden geschützt in London. Nach 400 Einträgen ist er vorläufig verstummt, um ein Buch zu schreiben.

Im saudischen Cyberspace tummeln sich nicht nur Blogger, die liberalen demokratischen Reformen das Wort reden; auch konservative Kräfte sind im Netz stark vertreten und teilweise gut organisiert. Sie lancieren eigentliche Kampagnen, beeinflussen zum Beispiel Umfragen in arabischen Satellitenkanälen, die Saudiarabien betreffen. So entstand kürzlich in einer Sendung des libanesischen Fernsehsenders LBC der Eindruck, über 90% der Saudis seien gegen mehr Freiheiten für Frauen, schreibt Astrid Frefel abschliessend.