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Sonntag
16.01.2011

Sie ist in Zug aufgewachsen (geboren 1973 in Hamburg im Sternzeichen des Stiers) und begleitet nun ihren ersten Kinofilm «Satte Farben vor Schwarz» durch die Schweiz. Sophie Heldman zog es gleich nach der Matura in Zug zum Film, in die USA, dann 1996 nach Berlin zur Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb). Ihren Eltern leben in Hünenberg/ZG.

Die Mutter ist eine katholische Mexikanerin, der Vater ein protestantischer Hanseat. Sophie Heldman erlebte im Zuger Kino Gotthard am Samstagabend eine Heimpremiere. Hier hatte sie als Elfjährige (!) ihren ersten Kinofilm «Out of Africa» erlebt und präsentierte nun ihr hochkarätig besetztes Ehedrama «Satte Farben vor Schwarz» mit Bruno Ganz und Senta Berger. Im Film: Die Partner Anita und Fred können auf Jahrzehnte glücklicher Ehe zurückblicken.

Doch nun ist Fred an Prostatakrebs erkrankt und will sein Leben in aller Freiheit - ohne lebensverlängernde medizinische Massnahmen - bis zum Ende selbst bestimmen. Was wird mit dem Paar? Eine Frage der Ehe, der Zweisamkeit, der Liebe. Klein-Report-Filmexperte Rolf Breiner traf die Regisseurin und Co-Autorin Sophie Heldman vor der Zuger Filmpräsentation.

Klein Report: Sie sprechen im Presseheft von einer Geschichte «nach einer wahren Begebenheit aus dem familiären Umkreis». War das der Anstoss zum Drehbuch?
Sophie Heldman: Richtig. Ich hätte sonst den Film nicht gemacht, denn so etwas kann man sich nicht ausdenken. Das Wahre in dieser Geschichte hat auch Senta Berger und Bruno Ganz überzeugt.

Klein Report: Da fragt man sich doch, wie bekommt eine junge unbekannte Regisseurin Schauspielergrössen wie Senta Berger und Bruno Ganz vor die Kamera?
Sophie Heldman: Es ist wohl die Geschichte, die sich in Zug abgespielt hat. Ich muss etwas ausholen: Bei der Arbeit am Stoff habe ich mich von den echten Figuren entfernt. Ich habe mich auf die Geschichte konzentriert. Am Ende der Arbeit waren Senta Berger und Bruno Ganz meine Wunschbesetzung, weil sie das Potenzial haben, zu diesen Figuren zu werden. Ich habe ihnen das Drehbuch geschickt, und sie haben gesagt, dass sie interessiert seien. Ich habe mich gefreut und war erleichtert, weil ich nicht wusste, ob diese Geschichte auch glaubwürdig ist für jemanden, der altersmässig näher an den Figuren ist als ich.

Klein Report: Waren Senta Berger und Bruno Ganz unabdingbar für Ihren Film?
Sophie Heldman: Ich hätte diesen Film nicht gemacht - ohne diese beiden Schauspieler. Ich habe geschwitzt, gelitten, gehofft - die beiden sind das grösste Geschenk.

Klein Report: Das Thema in Ihrem Film ist ja sehr ernsthaft. Also keine leichte Kost. Zwei Menschen beschliessen, ihr Leben gemeinsam zu beenden.
Sophie Heldman: Das Thema hat mich enorm beschäftigt. Ich bewundere den Mut der beiden Eheleute. Ich wollte mit dem Film auch zeigen, was es bedeuten kann, ein Leben zusammen zu teilen, und einen ambivalenten Erwachsenenfilm über Selbstbestimmung und Würde machen. Das sind gesellschaftliche Fragen, die mich und hoffentlich viele andere tangieren, egal ob ich persönlich damit zu tun habe oder nicht.

Klein Report: Die Filmproduktion Dschoint Ventschr und der Verleih Look Now! hatten wohl grosses Vertrauen in Ihren Film. Der Deutschschweizer Start erfolgte sehr breit in 13 Städten.
Sophie Heldman: Der breite Start ist auch wohl damit begründet, dass Bruno Ganz mitspielt. Es ist inzwischen so, dass die Kinobesitzer angefragt haben, ob sie den Film haben können, weil das Interesse entsprechend gross ist. Das hat mir Bea Cuttat von Look Now! erzählt.

Klein Report: Und wie sieht es in Deutschland aus?
Sophie Heldman: Dort sind wir ebenfalls am 13. Januar mit 50 Kopien gestartet.