Wenn ein Staatspräsident einen Bürger als «Blödmann» tituliert und das dummerweise auf Video aufgenommen wird, ist das schon ärgerlich genug. Wenn der selbe Staatspräsident aber nachträglich ein Gespräch mit einigen Lesern einer Zeitung so zu manipulieren versucht, als ob er seinen Ausrutscher bedauern würde, so wird das allmählich zur wirklichen Staatsaffäre.
Genau das ist aber in Frankreich passiert. Der bedauernde Kommentar von Präsident Nicolas Sarkozy zu seinem jüngsten verbalen Ausrutscher ist nach Angaben der Zeitung «Le Parisien» nachträglich vom Elysée ins Interview eingefügt worden. Der stellvertretende Chefredaktor der Zeitung, Dominique de Montvalon, wies darauf hin, dass Sarkozys Büro den Satz des Bedauerns nachträglich eingefügt habe, als es den Artikel gegengelesen habe. Im Gespräch sei der Satz «nicht gefallen», sagte Montvalon am Dienstag.
Die Redaktion sei «überrascht» gewesen, als der Elyséepalast den - wie üblich - gegengelesenen und überarbeiteten Artikel am späten Montagabend zurückgeschickt habe, sagte der stellvertretende Chefredaktor gegenüber dem Fernsehsender Canal+. Der Bericht habe «nichts» mit dem Gespräch zu tun, das Sarkozy am Morgen mit einigen Lesern des «Parisien» im Elysée geführt habe. Für die Leser sei dies «schon ein Problem», deshalb werde sich die Zeitung am Mittwoch dazu erklären.
Sarkozy hatte laut einem am Dienstag in diesem Blatt erschienenen Interview gesagt: «Ich hätte ihm besser gar nicht geantwortet.» Ein Sprecher des Elysée bestätigte, dass Sarkozys Kommentar in der gedruckten Fassung nicht dem Wortlaut entspreche. «Völlig normal, wenn man ein zweieinhalbstündiges Gespräch auf drei Seiten zusammenfasst», sagte Franck Louvrier. - Siehe auch: Ausrutscher von Sarkozy millionenfach verbreitet und Sarkozys ruppiger Disput als Internet-Film
Dienstag
26.02.2008