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Sonntag
29.08.2004

Sie sollte ach so anders werden, die Talkshow «Menschen bei Maischberger» - klug, journalistisch und unterhaltsam. Und dann sassen da doch die Sabine Wussows und Sascha Hehns im Tränenpalast. Sandra Maischberger glaubt dennoch fest daran, dass ihr bislang eher erfolgloses ARD-Format noch in vielen Jahren läuft.

Am einfachsten beschreibt man «Menschen bei Maischberger» als eine endlose Serie von Niederlagen. Es sollte eine Talkshow werden, in der nicht die ewig gleichen Fernsehnasen sitzen, sondern immer mindestens ein Nicht-Prominenter mit einer spannenden Lebensgeschichte. Sandra Maischberger versprach vor einem Jahr einen «gewaltigen Anteil von nicht bekannten Gesichtern» - am Ende verirrte sich höchstens einmal im Monat so jemand in die Sendung (die Mutter von Uwe Ochsenknecht mal nicht mitgerechnet).

Es sollte eine Talkshow werden, die all dem Abgesprochenen, dem Erwartbaren und Glatten anderer Sendungen die Möglichkeit des Unerwarteten entgegensetzt - heute muss Sandra Maischberger einräumen, dass alles, was dann tatsächlich ungeplant passierte, Kleinigkeiten waren, wie das eine Mal, als Fredi Bobic so sehr schwitzte und sie ihm den Schweiss von der Stirn tupfte, schrieb die FAZ in ihrer Wochenendausgabe.

Es sollte eine Talkshow mitten aus dem Leben werden, nicht aus einem sterilen Studio in einem Vorort von Köln oder Hamburg, weil «man in der künstlichen Atmosphäre Gespräche nicht lebendig machen kann», wie Maischberger sagte, sondern aus dem Tränenpalast in Berlin-Mitte, einem Ort mit Geschichte, wo sich vor der Tür die Punks mit ihren Hunden treffen - doch was warm und lebendig wirken sollte, kam kalt und angestrengt herüber. Das Publikum sass unbeteiligt in der Gegend herum, und nachdem man es ganz aus dem Gebäude verdammt hatte, wurde die Atmosphäre zwar besser, der Ort aber machte gar keinen Sinn mehr - die neue Staffel wird aus einem WDR-Studio in Köln kommen.