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Mittwoch
11.08.2004

Bundesrat Samuel Schmid hat laut dem «Magazin» des «Tages-Anzeigers» versucht, ein für die nächste Ausgabe geplantes Interview mit Armeechef Christophe Keckeis zurückzuziehen. Das VBS wollte dazu am Mittwoch nur in einem Communiqué Stellung beziehen. «Magazin»-Chefredaktor Res Strehle bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur SDA einen entsprechenden Bericht des «Tages-Anzeigers» und der «Berner Zeitung» vom Mittwoch. Die vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) angebrachten Korrekturen hätten die Grenzen der üblichen Autorisierung von Interviews weit überschritten, sagte Strehle. Für die «Magazin»-Redaktion sei es dabei um eine Grundsatzfrage gegangen.

Wie Strehle weiter sagte, wurde das Interview mit Keckeis vom VBS dreimal überarbeitet. Zwischendurch - nach Redaktionsschluss - habe Schmid versucht, die Publikation zu verhindern. Zwei Stunden später sei auch der Rückzug von Keckeis bei der Redaktion eingetroffen. Schliesslich konnten sich das VBS und die «Magazin»-Redaktion in einer Verhandlung auf eine Version einigen. Dafür setzten sich beide Parteien während rund einer Stunde zusammen.

Laut Peer Teuwsen, einem der beiden Interviewer, seien vom VBS unterschiedlichste Veränderungen angebracht worden. Einerseits sei die direkte Sprache des Armeechefs - etwa Dialektausdrücke wie «Büez» oder «Lämpe» - geschönert worden. Anderseits habe das Departement aber auch inhaltliche Veränderungen angebracht und Fragen der Interviewer streichen wollen. So habe das VBS die Frage, ob Soldaten ihre zivile Persönlichkeit abgeben müssten, wenn sie den Dienst anträten, tilgen wollen. Keckeis hatte darauf geantwortet, dies sei die grosse Kunst im Militärdienst.

Er vermute, dass Schmid mit der Intervention Führungsstärke habe beweisen wollen, sagte Strehle weiter. Dazu sei ein Interview aber ein untaugliches Objekt. Andererseits sei Schmids Lage momentan sicher nicht einfach.

Das VBS wollte am Mittwoch lediglich in einem Communiqué Stellung nehmen. Sprecher Martin Bühler sagte auf Anfrage, das Departement gebe über die Medienmitteilung hinaus keine Auskunft in dieser Angelegenheit. Keckeis solle sich nach Schweizer Art frei und ungezwungen äussern, schreibt das VBS. Korrekturwünsche des Departements zu Aussagen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dienten lediglich dem Zweck, die politische Haltung des VBS klar und verbindlich in die Medien zu bringen. Keckeis geniesse das volle Vertrauen Schmids.

Das Wächteramt der Medien umfasse weder die Steuerung der politischen Prozesse auf den Redaktionsstuben noch deren Einmischung in die innerdepartementale Meinungsbildung, schreibt das VBS weiter. Es sei andererseits nicht Aufgabe des VBS, für möglichst zugespitzte Schlagzeilen zu sorgen. Zum versuchten Rückzug des Interviews nimmt das Communiqué keine Stellung. Dieses wird im «Magazin» vom kommenden Samstag erscheinen.