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Dienstag
06.07.2004

Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) steigt per sofort aus der SF-2-Sendung «Gesundheit Sprechstunde» von Samuel Stutz aus. Sämtliche Zahlungen an den für die Sendung verantwortlichen Ringier-Verlag seien per sofort gestoppt worden, bestätigte FMH-Sprecher Reto Steiner am Dienstag einen Bericht der Nachrichtensendung «10vor10» vom Montag. Der Produktionsfirma entgeht so jährlich rund 1 Mio. Franken.

Der Ausstieg der FMH war unter dem neuen Präsidenten Jacques de Haller an einer Klausursitzung am vergangenen Samstag beschlossen worden. Von der Million FMH-Franken waren 10 000 Franken Eigenmittel der FMH. Der Grossteil der Gelder stammte von anonymen Geldgebern, welche die Sendung via ein Konto der FMH unterstützten. «Die Sendung geht auch ohne FMH weiter», hatte Fibo Deutsch, Fernsehchef bei Ringier, im TV-Bericht gesagt. Er bedauere den Entscheid allerdings. Die FMH als Ärztevereinigung repäsentiere viele Ärztinnen und Ärzte, die auch in der «Gesundheit Sprechstunde» aufträten.

Das Sponsoring der FMH für die Sendung war Ende Mai in die Kritik geraten. Verschiedene Medien hatten darauf hingewiesen, dass Ringier auf diese Weise anonyme Gelder aus der Pharmaindustrie zuflössen. Nach Aussagen von Steiner gab es innerhalb der FMH seit Beginn des Sponsorings der «Gesundheit Sprechstunde» kritische Stimmen. Der neue Präsident der FMH, Jacques de Haller, sagte im Bericht von «10vor10», dass sich vermehrt Ärzte bei der FMH beklagt hätten. Die interne Kritik sowie vermutlich auch die in den Medien erhobenen Vorwürfe hätten den neu zusammengesetzten Zentralvorstand zum Handeln veranlasst, sagte Steiner. «Wenn es wirklich zu verdeckter Werbung kam, wurden ethische Grenzen überschritten», sagte de Haller gegenüber «10vor10».

Laut TV-Bericht erwägt auch die Krebsliga ihren Rückzug aus der Sendung. Die Krebsliga hatte jährlich rund 200 000 Franken an RingierTV überwiesen. Nationalrat Franco Cavalli (SP/TI), der ehemalige Präsident der Krebsliga, bestätigte im Bericht, dass entsprechende Diskussionen im Vorstand geführt worden seien. Fibo Deutsch von RingierTV erklärte, ein allfälliger Ausstieg der Krebsliga würde die Sendung nicht gefährden. Er fände es aber sehr schade, wenn die Krebsliga ihre Unterstützung nicht fortführen würde. Der Entscheid der Krebsliga wird nach der Sommerpause erwartet. - Mehr dazu: Bakom beanstandet MusicStar-Werbung und SF DRS vs. Ringier: Deltenre findet «Geldwäsche» unglücklich