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Mittwoch
28.05.2008

Im Ruzicka-Prozess zum Thema von unsauberen Geschäften im Mediabereich im Betrag von über 50 Millionen Euro hat am Mittwoch ein weiterer Verhandlungstag vor dem Landgericht im deutschen Wiesbaden stattgefunden. Dabei stand erneut der Umgang mit Freispots im Mittelpunkt. Verschiedene Kunden der angeblich vom Angeklagten Aleksander Ruzicka geschädigten Mediaagentur Aegis Media wurden dazu befragt. Das Gericht konnte dabei kaum erhellende Erkenntnisse darüber gewinnen, ob und wie die Barterfirma Emerson FF oder andere externe Firmen wie Camaco, Watson, Ortago, Life2Solutions oder Objektgesellschaft Haideweg in den Handel mit Freispots bei Aegis Media eingebunden waren - und wer davon gewusst haben könnte.

Dabei hinterfragt das Gericht derzeit das Vertragsverhältnis zwischen Kunden und Aegis Media. Bisher hatten alle befragten Kunden angegeben, dass ihre Verträge erfüllt wurden. Woher allerdings die Spots ihrer Kampagnen kamen, und ob es sich dabei um Freispots gehandelt haben könnte, die Aegis Media als agenturbezogene Bonifikation von den TV-Werbezeitenvermarktern erhalten hat, konnten diese nicht schlüssig beantworten.

Offenbar möchte das Gericht unter Vorsitz von Richter Jürgen Bonk zunächst die Geldflüsse aus Erlösen von Naturalrabatten zwischen Kunden, Aegis Media und Emerson FF hinterfragen. Die eigentlich angeklagten Geldflüsse von Emerson FF in private Taschen zum Zweck der Untreue wurden auch heute noch nicht thematisiert.

Der Prozessplan gerät erneut durcheinander. Zwei Verhandlungstage wurden von Anfang Juni auf Ende Juni verlegt. Im Juli ist eine 4-wöchige Prozesspause festgesetzt. Wann und in welcher Form der Hauptangeklagte Aleksander Ruzicka zur Sache aussagen wird, ist noch immer unklar. Ruzicka sitzt inzwischen seit mehr als 19 Monaten in Untersuchungshaft. Zurzeit befasst sich der hessische Generalstaatsanwalt mit einer laufenden Haftbeschwerde. Terminierung und Ergebnis sind ebenfalls unklar. - Siehe auch: «Wo Milliarden im Spiel sind, besteht immer ein Korruptionsverdacht», SWA-Geschäftsführer fordert Transparenz zwischen Medien und Agenturen und Fall Ruzicka: Hintergründe zum Media-Skandal