David Linn, ehemaliger Managing Director im Mediaeinkauf von Aegis Media, hat sich am Prozess in Wiesbaden gegen den früheren Aegis-Manager Aleksander Ruzicka erstmals öffentlich zu den Vorwürfen geäussert. In den Jahren 2002 und 2003 habe Aegis Media über eine ungewohnt hohe Menge an Freispots verfügt. In einem Gespräch zwischen Aleksander Ruzicka, Claudia Jackson und ihm sei dann der Entschluss gefasst worden, Nebengeschäfte zu tätigen und Projektideen umzusetzen. Zudem wollte man ungenutzte Freispots weder verfallen lassen noch an die Kunden durchreichen, um das Konditionengefüge bei den Kunden nicht infrage zu stellen, so Linn.
Auf Vorschlag von Aleksander Ruzicka habe man im September 2002 die Firma Camaco gegründet. Auch Ruzicka und Jackson sowie HMS/Carat-Mitgründer Heinrich Kernebeck wurden Treuhänder der Camaco. Linn habe sich hiernach nicht mehr um die Firma Camaco gekümmert. Bis im Jahr 2004 eine Ausschüttung von 473 000 Euro auf seinem Konto erschien. Da diese sein Jahresgehalt von 300 000 Euro deutlich überstieg und er für Camaco keinerlei Leistung erbracht habe, sei er auf Ruzicka zugegangen. Dieser habe ihm versichert, dass alles in Ordnung und vertragskonform wäre.
Aleksander Ruzicka habe ihm gesagt, dass das Erschliessen neuer Erlösquellen mit dem damaligen Global CEO von Aegis Media, Doug Flynn, abgestimmt sei. Zudem habe er Ruzicka als jemanden kennengelernt, der sich nach oben absichert. Dieser Eindruck habe sich bestätigt, als Doug Flynn in einem Gespräch mit Linn und Ruzicka in Wiesbaden versichert haben soll, dass Ruzicka seine Unterstützung hat, solange die Gewinnvorgaben erfüllt werden. Doug Flynn wurde im Februar 2005 von Robert Lerwill an der Konzernspitze im Londoner Aegis-Headquarter abgelöst. Wenige Monate später, am 5. Juli 2005, wurden Ruzicka und Linn sowie 14 weitere Personen von den Aegis-Finanzchefs Bölte und Ihlefeld sowie einem Rechtsanwalt erstmals angezeigt.
Linn entschuldigte sich bei den Mitarbeitern von Aegis Media. Er habe sich nie auf Kosten der Mediaagentur bereichern oder seinem langjährigen Arbeitgeber schaden wollen. Er habe an keinerlei Aktivitäten mitgewirkt, die der vermeintlichen Untreue zuzurechnen sind. Jedoch werfe er sich vor, seine Bedenken nicht der Konzernzentrale in London mitgeteilt zu haben. Er stehe derzeit erneut in Gesprächen mit Aegis Media und möchte den verursachten Schaden wieder gutmachen. Seit Kurzem werden die Gespräche vom Dezember 2006 mit Aegis Media fortgesetzt. Der heutige CEO, Andreas Bölte, hatte in seiner Zeugenvernehmung Anfang August gesagt, dass er nicht glaube, dass Linn die treibende Kraft bei den Untreuehandlungen gewesen sei. Er müsse sich jedoch vorwerfen lassen, diese nicht unterbunden zu haben. Der Prozess wird am Montag mit der Befragung von David Linn durch den Vorsitzenden Richter Jürgen Bonk fortgesetzt. - Siehe auch: Neues aus der Welt der Scheinfirmen und Blankoschecks
Donnerstag
21.08.2008