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Mittwoch
15.02.2012

Die russischen Behörden haben die französische Journalistin Anne Nivat am letzten Freitag zum Verlassen des Landes gezwungen. Die Reporterin und Russlandkennerin hatte für ihr neues Buch recherchiert und Gespräche mit russischen Oppositionellen geführt.

Nivat war zehn Tage lang durch Russland gereist, bevor sie am Freitag, 10. Februar, in Wladimir, einer Provinzstadt 200 Kilometer östlich von Moskau, in ihrem Hotel in Gewahrsam genommen und mehrere Stunden verhört wurde. Die Behörden annullierten Nivats Geschäftsvisum und wiesen sie an, das Land innerhalb von drei Tagen zu verlassen.

Reporter ohne Grenzen zeigte sich am Dienstag bestürzt über die Ausweisung der Journalistin: «Besonders beunruhigend ist, dass die Beamten offenbar jede Bewegung auf Nivats Reise genau verfolgten», erklärte die Menschenrechtsorganisation. Dies deute auf die wachsende Nervosität der Behörden vor den Präsidentenwahlen am 4. März hin.

Nivat betonte gegenüber Reporter ohne Grenzen, sie habe bei ihren Recherchen in Karelien, einer entlegenen Region im Nordwesten Russlands, mit Oppositionellen ebenso gesprochen wie mit Vertretern der Kreml-Partei Einiges Russland.

Die 42-jährige ehemalige Moskau-Korrespondentin der französischen Tageszeitung «Libération» war in den 90er-Jahren durch ihre Tschetschenien-Berichterstattung bekannt geworden. Weil ihr die Akkreditierung verweigert worden war, hatte sie damals als Bäuerin verkleidet in Tschetschenien recherchiert und darüber ein Buch geschrieben.