Die russische Justiz vermutet den Mörder der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja in Westeuropa. Sie hat die Justiz der Schweiz, Belgiens, Frankreichs und Deutschlands um Mithilfe bei der Fahndung nach dem verdächtigten Tschetschenen Rustam Machmudow gebeten. «Wir kennen sogar das Land, in dem er sich aufhält», sagte der Chefermittler der Staatsanwaltschaft, Alexander Bastrykin, am Dienstag der Agentur RIA Nowosti. Das Land nannte er aber nicht.
Das Bundesamt für Justiz wollte zu den Aussagen des russischen Chefermittlers keine Stellung nehmen. «Fahndungen sind generell vertraulich», sagte Mediensprecher Folco Galli gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Russland habe aber kein Rechtshilfegesuch an die Schweiz gestellt. Laut Bastrykin hat Russland ein solches unter anderem an Deutschland gestellt. Laut dem Moskauer Radiosender «Echo Moskwy» soll sich der Gesuchte in Belgien aufhalten.
Die Generalstaatsanwaltschaft hatte vor zwei Wochen die Ermittlungen im Fall der im Oktober 2006 erschossenen Journalistin Politkowskaja eingestellt. Drei Männer wurden wegen Mordes an der regierungskritischen Reporterin angeklagt. Der Hauptverdächtige Machmudow war Mitte Mai zur Fahndung ausgeschrieben worden. Bereits Mitte 2007 hatte die Generalstaatsanwaltschaft die «Aufklärung des Mordes» verkündet und Tschetschenen sowie «Staatsfeinde im Ausland» als Täter benannt. Einer der Ermittler behauptete, der im Londoner Exil lebende Oligarch Boris Beresowski habe Politkowskaja auf dem Gewissen. Zugleich halten sich bis heute in Russland Spekulationen, dass die Spuren bis in den Kreml führen. - Mehr dazu: Behörden erklären Ermittlungen im Mordfall Politkowskaja als beendet, Neues vom Politkowskaja-Mordfall: Täter ermittelt und Prominenz an der Premiere von «Letter to Anna»
Mittwoch
02.07.2008