Ein volles Haus gabs auch diesmal wieder beim alljährlichen Typotag der Mediengewerkschaft Comedia und ein sattes Programm zum Thema «Eurotypo» am vergangenen Samstag im Technopark in Zürich. Mit 18 Folgen hat die Comedia-Fachtagung inzwischen auch internationales Renommée in der Gestaltungsszene. Als einer der Top-Referenten berichtete Yves Zimmermann über ein schwieriges Projekt mit enormer Reichweite.
Im Februar 1996 wurde vom European Monetary Institute (EMI), Vorläufer der späteren Europäischen Zentralbank, ein Wettbewerb für das Design der Euro-Banknoten ausgeschrieben. Aus den EU-Ländern durften lediglich je drei handverlesene Designer teilnehmen. Von den Eingeladenen hatte die Mehrzahl noch nie zuvor Banknoten entworfen. Zu den EMI-Vorgaben gehörten sieben «Epochen und Stile Europas: klassisches Altertum, Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, 19. und 20. Jahrhundert wie deren Grundfarben. Die Vorkehrungen, um spätere Fälschungen zu erschweren, wie die Anforderungen an den Druck der Noten waren erheblich. Wie der Grafiker Yves Zimmermann, eine Kapazität in diesem Bereich, der für Spanien an dem Concours teilnahm, versicherte, «ist Banknoten-Design eine besonders komplizierte Angelegenheit, die sich mit keinem anderen Projekt vergleichen lässt». Dabei galt es, auf dem Markt existierende verschiedene «Produktsprachen» oder auch «visuelle Sprachen» zu beachten, wie sie beispielsweise für Weinetiketten oder andere Produkte typisch sind.
Drei der ausgewählten Entwürfe wurden anschliessend vom EMI auf Akzeptanz getestet, «ob die visuellen Elemente klar und für die Benutzer verständlich sind». Eine von Zimmermann in der Zwischenzeit angestellte informelle Umfrage habe jedoch ergeben, dass kaum einer der 150 Befragten die Symbolsprache der aktuellen Euro-Noten, Tore und Brücken, verstand. Das Design der Euro-Noten ist für Zimmermann daher «von einer nicht zu überbietenden Mittelmässigkeit». Für den Stardesigner «wurde die kommunikative Absicht somit nicht erreicht». Ein rühmlicher Gegenentwurf seien dagegen die Schweizer Scheine, die unter Experten von Nationalbanken als «Rolls-Royce unter den Banknoten» gälten. Zimmermanns Fazit ist daher unerbittlich: «Europa als Wiege der Kultur verdiente eine bessere Selbstdarstellung als diese vulgäre Mittelmässigkeit, die wir Europäer in unserem Geldbeutel herumtragen!»
Sonntag
26.11.2006