Zwar ist die rätoromanische Kunst- oder Standardsprache Rumantsch Grischun auch in Graubünden nicht unumstritten, aber sie soll jetzt 25 Jahre nach ihrer Entwicklung ihren festen Platz in den elektronischen rätoromanischen Medien der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) erhalten. Ab November werden die Nachrichten beim romanischen SRG-Radio in Rumantsch Grischun gelesen, gab Direktor Bernard Cathomas am Donnerstag vor den Medien in Chur bekannt.
Zuerst werden am Radio nur die Abendnachrichten in der Standardsprache gelesen, bis spätestens März nächsten Jahres alle Nachrichten, sowohl am Radio als auch im Fernsehen. Radio e Televisiun Rumantsch (RTR) und sein Publikum seien reif für diesen Schritt. Rumantsch Grischun werde aber nicht zur Mikrofon-Sprache, betonte Cathomas. Hauptsprachen blieben die rätoromanischen Idiome. Rumantsch Grischun wird vom Bund schon seit 1986 als Amtssprache eingesetzt und seit 2002 vom Kanton Graubünden. Zudem ist die Standardsprache seit diesem Herbst Schulsprache in 23 Bündner Gemeinden.
Cathomas verhehlte nicht, dass in den Redaktionen von Radio und Fernsehen auch Skepsis gegenüber der sprachlichen Neuerung herrscht. Bei einer intern durchgeführten Umfrage der Mediengewerkschaft SSM war die Schriftsprache mehrheitlich auf Ablehnung gestossen. Der geistige Vater der Standardsprache ist der verstorbene Zürcher Romanist Heinrich Schmid, der das Rumantsch Grischun im Auftrag der Dachorganisation Lia Rumantscha erarbeitet und 1982 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Sekretär der Lia Rumantsch war damals Bernard Cathomas, der heutige RTR-Direktor.
Donnerstag
25.10.2007