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Dienstag
14.09.2004

Das war zu erwarten: In Rumänien verstärkt sich die Front gegen westliche Verleger, die Mehrheitseigentümer rumänischer Blätter sind. Am Dienstag haben die Redaktoren der «Romania libera» ihre Vorwürfe gegen den Mehrheitseigner «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» (WAZ) verstärkt. Die Redaktion hält der WAZ vor, verlangt zu haben, die in Rumänien regierenden Sozialisten weniger zu kritisieren. Die WAZ wies die Vorwürfe als haltlos zurück. Bei der rumänischen Tageszeitung «Evenimentul Zilei» hatte es einen ähnlichen Protest gegeben. Nahezu die gesamte Redaktion warf dem Miteigentümer Ringier redaktionelle Einmischungsversuche vor. Einige Redaktoren berichteten, rumänische Minister hätten sich bei Ringier über kritische Berichterstattung beschwert. Der Verlag verlange jetzt, die Regierung, wenn überhaupt, dann nur «konstruktiv» zu kritisieren. Zudem wird bei den rumänischen Tageszeitungen «Evenimentul Zilei» und «Romania libera» befürchtet, dass die Eigentümer kritische politische Berichterstattung einschränken und stärker auf Unterhaltung setzen wollen.

«Wir haben und werden nicht in die redaktionelle Unabhängigkeit eingreifen», sagte Myrta Bugini, Pressesprecherin ad interim, gegenüber der SDA zu den Vorwürfen. «Wir haben lediglich versucht, in der Redaktion die Arbeitsabläufe zu optimieren. Und das mit Massnahmen, die wir als Basics betrachten und die mit dem Management der Redaktion abgestimmt sind.» Dies sei offensichtlich als Einmischung betrachtet worden.

«Evenimentul Zilei» und «Romania libera» sind traditionsreiche liberale Oppositionszeitungen, mit Auflagen von 70 000 bis 100 000 Exemplaren. In Rumänien finden im November Parlaments- und Präsidentenwahlen statt.