Der Wirbel um die enttarnte amerikanische CIA-Agentin Valerie Plame wird immer bizarrer. Am Wochenende hat Ombudsfrau Deborah Howell von der «Washington Post» dem Starreporter Bob Woodward vorgeworfen, er habe eine «sehr schwere Sünde» begangen, da er jahrelang verschwiegen habe, aus Regierungskreisen über die Tätigkeit von Plame informiert gewesen zu sein, schrieb Deborah Howell auf der Meinungsseite der Zeitung. Trotz seines Ruhms, den er durch die Enthüllung der Watergate-Affäre um den früheren US-Präsidenten Richard Nixon Anfang der siebziger Jahre erlangt hatte, müssten für ihn dieselben Regeln wie für andere Journalisten des Blattes gelten, forderte die Ombudsfrau.
Durch sein Verhalten habe Woodward der Glaubwürdigkeit der «Washington Post» einen Schlag versetzt. Zahlreiche Leser seien wütend und enttäuscht und hätten eine Entlassung oder Massregelung Woodwards gefordert. Howell warf Woodward eine weitere journalistische «Sünde» vor, da er den Fall Plame öffentlich kommentiert habe, ohne seine Kenntnisse offenzulegen. Woodward hatte seinem Arbeitgeber erst vor kurzem mitgeteilt, dass ein hoher Regierungsvertreter bereits Mitte Juni 2003 mit ihm über die Berufstätigkeit der Ehefrau des regierungskritischen Ex-Botschafters Joseph Wilson gesprochen habe. Woodward war damit vermutlich der erste Journalist, der aus der Regierung unterrichtet wurde.
Die Identität seines Gesprächspartners gab Woodward nicht preis. Es handle sich aber nicht um den Ex-Stabschef von US-Vizepräsident Dick Cheney, Lewis «Scooter» Libby. Dies macht die Geschichte noch brisanter, da damit deutlich wird, dass offenbar mehrere Mitarbeiter der Regierung versuchten, Wilson zu schaden. Das Thema ist deshalb so brisant, weil Wilson ein Kritiker des amerikanischen Kriegs in Irak ist, weshalb ihn hohe Beamte angeblich diskreditieren wollten. - Mehr dazu: US-Journalist bestätigt Rove als anonyme Quelle im Fall Plame
Montag
21.11.2005