Content:

Montag
12.06.2023

Medien / Publizistik

Ein Bild aus für ihn noch besseren Zeiten: Julian Reichelt 2017 zu Beginn seiner Karriere als Chef im Newsroom der «Bild»-Zeitung...   (Screenshot einer ZDF-Dokumentation)

Ein Bild aus für ihn noch besseren Zeiten: Julian Reichelt 2017 zu Beginn seiner Karriere als Chef im Newsroom der «Bild»-Zeitung... (Screenshot einer ZDF-Dokumentation)

Am Freitag standen sich vor dem Arbeitsgericht Berlin die Anwälte des Verlags Axel Springer sowie Julian Reichelt gegenüber. Beim Streit zwischen dem Medienkonzern und dem früheren «Bild»-Chefredaktor geht es um die Rückzahlung seiner Abfindung.

Dabei ist am Freitag zunächst keine Einigung zustande gekommen, da die Rechtsanwälte beider Seiten gegensätzliche Positionen geltend machen.

Bei seinem unfreiwilligen Abgang als Chefredaktor der «Bild»-Zeitung im Herbst 2021 hat Julian Reichelt eine Abfindung von zwei Millionen Euro bekommen. Als Bedingung musste er gewisse Dokumente rund um das betriebsinterne Verfahren löschen und durfte keine Mitarbeitenden abwerben.

Hintergrund seines Rauswurfs waren Vorwürfe des Machtmissbrauchs in Verbindung mit Beziehungen zu Mitarbeiterinnen. Julian Reichelt selbst hatte später von einer «Schmutzkampagne» gegen ihn gesprochen und die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Entsprechend soll sich Julian Reichelt nicht an die Abmachungen bei seinem Abgang gehalten haben. Der Medienkonzern Axel Springer mit CEO Mathias Döpfner fordert deshalb die zwei Millionen Abfindung zurück. Zusätzlich soll Reichelt eine Vertragsstrafe von 192'000 Euro bezahlen, weil er sich nicht an die Vereinbarungen gehalten habe.

Namentlich war es der Verleger der «Berliner Zeitung», Holger Friedrich, der über ein Interview vor einiger Zeit öffentlich bekannt machte, dass ihm Reichelt Insider-Informationen aus dem Hause Axel Springer übergeben wollte. Dieser hat sich deshalb an Springer gewandt.

In der Verhandlung stritten die Parteien darüber, ob Reichelt tatsächlich Informationen weitergegeben habe. Die Anwälte legten am Freitag auch unterschiedlich aus, welche Informationen unter das Löschgebot fielen.

Auch soll Reichelt frühere «Bild»-Mitarbeitende für sein neues Unternehmen Rome Media abgeworben haben.

Julian Reichelt erschien nicht selbst vor Gericht. Im Zuschauerraum der Verhandlung im Arbeitsgericht war dafür unter anderen Reichelts Nachfolger Johannes Boie zu sehen. Dieser war bis März «Bild»-Chefredaktor, bis er überraschend von Marion Horn abgelöst wurde.

Erwartungsgemäss ist es bei diesem ersten Gerichtstermin zu keiner Einigung gekommen. Nun folgt voraussichtlich im November ein Kammertermin, sagte die Richterin Anke Weyreuther.

Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.