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Sonntag
20.02.2005

Die deutsche RTL Group will sich künftig nicht mehr allein auf das werbefinanzierte Fernsehen verlassen und deshalb ins Pay-TV-Geschäft einsteigen. «Nicht alle Sender können allein mit Werbung bezahlt werden. Deshalb werden wir Sender gründen, für die der Zuschauer auch eine Gebühr zahlen muss», sagte RTL-Vorstandschef Gerhard Zeiler in einem Gespräch mit dem «Handelsblatt» vom Montag. «Wir sind offen für das Geschäft mit dem Bezahlfernsehen.»

Im Mittelpunkt des überraschenden Strategiewechsels stünden die grossen Fernsehmärkte in Europa: «In Frankreich und Spanien können wir nicht wie in Deutschland eine Senderfamilie mit Kanälen wie RTL, Vox, Super RTL und N-TV nur mit Werbung finanzieren. Dort brauchen wir Sender, die sich über Subskription finanzieren.»

Zu möglichen digitalen Pay-TV-Kanälen in Deutschland sagte Zeiler nur: «Derzeit gibt es für uns keine strategische Notwendigkeit, in Deutschland ins Bezahlfernsehen einzusteigen. Das kann sich aber durch das Verhalten der Kabelgesellschaften und durch die fortschreitende Digitalisierung durchaus schnell ändern.»

Seit den 90er Jahren hatte sich die RTL Group aus dem risikoreichen Geschäft mit dem Bezahlfernsehen weitgehend ferngehalten. «Das Trauma Premiere ist abgehakt», sagte Zeiler dem Blatt. Der Mutterkonzern Bertelsmann war in den 90er Jahren an dem Bezahlsender beteiligt, der im März an die Börse will.