Der Hamburger Rowohlt Verlag, Teil der Holtzbrinck-Gruppe, zieht das Buch «Du fehlst mir, meine Schwester» von Norma Khouri aus dem Verkehr, bevor es erschienen ist. Rowohlt-Verleger Alexander Fest reagiert damit auf Recherchen der australischen Tageszeitung «Sydney Morning Herald», wonach die Autorin seit ihrem 3. Lebensjahr in den USA lebe. In dem Buch erzählt sie die Geschichte einer Jordanierin, die von ihrem Vater getötet wird, weil sie, die Muslimin, eine Beziehung zu einem katholischen Jordanier unterhält. Khouri, als Freundin und Komplizin des Opfers, gerät selber in Gefahr und muss fliehen. In der Fremde schreibt sie den Bericht über den angeblich authentischen Ehrenmord.
Alexander Fest, Sohn des ehemaligen FAZ-Herausgebers Joachim Fest, erklärte in der «Süddeutschen Zeitung» (SZ) vom Donnerstag, Verlage verfügten nicht über die Möglichkeiten, eine solche Geschichte dingfest zu machen. Weltweit hätten viele Lizenznehmer das Buch blind eingekauft. «Das ist üblich geworden im Zuge einer Entwicklung, die im Bücherschreiben und Büchermachen immer stärker das Geschäft sieht», erklärte Fest. Ausserdem bejahte er den Bedarf nach authentischen Stoffen auch im Verlagswesen, nicht nur bei Privat-TV-Sendern: «Vielleicht ist ein Grund dafür, dass die Wirklichkeit, auch durch den Einfluss der Medien, immer mehr fiktive Züge annimmt, sodass das Bedürfnis nach dem Urstoff, nach den Realien grösser wird.»
Donnerstag
29.07.2004