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Sonntag
11.03.2012

80 Prozent der Schweizer finden das Plakat eine sympathische Werbeform, und fast 100 Prozent der Schweizer Plakatschaffenden strömten am Donnerstagabend zur APG Poster Night in den Komplex 457 im Zürcher Letzipark, um die kreativsten Plakate des Jahres zu feiern. «Kein anderes Medium kann die immer mobiler lebende Bevölkerung besser erreichen als das Plakat», freute sich Gastgeber und AGP-CEO Daniel Hofer.

Wer das am allerbesten kann, bestimmte eine illustre 20-köpfige Kreativen-Jury (u.a. Fotograf Sven Bänziger und die Werber Markus Gut, Remy Fabrikant, Ralph Halder, Ernst Hiestand, Alexander Jaggy, Petra Kreussler, Markus Ruf, Martin Spillmann sowie Moritz Staehelin) unter Leitung von Christian Brändle, Direktor des Zürcher Museums für Gestaltung. Dieses hortet in Zürich die grösste Plakatsammlung weltweit, rund 300 000 Exponate aus fünf Kontinenten. Brändle kann somit die Qualität des Schweizer Plakats besser als jeder andere einstufen, und er ist denn auch des Lobes voll: «Die Schweizer Plakatkultur ist weltweite Spitze», gab er sich im Gespräch mit dem Klein Report überzeugt.

Seit 70 Jahren bereits werden jährlich die besten Plakate des Landes gekürt. Erstmals hatte die APG den Kreativwettbewerb 1942 mitten im Krieg im Auftrag des EDI ausgeschrieben, «Schweizer Plakat» hiess der 1942 noch auf gut Deutsch. Nun ist es also auf Neudeutsch der Swiss Poster Award, und 682 Wettbewerbsbeiträge wurden eingereicht. Naturgemäss auch viele politische, denn der Herbst 2011 war ja ein Wahlherbst gewesen. Doch nicht nur kein SVP-Plakat, auch kein anderes politisches Plakat schaffte es auf die Shortlist der 28 besten Plakate.

14 Preise wurden insgesamt vergeben, und grosser Abräumer mit vier Awards war Spillmann/Felser/Leo Burnett mit Hauptpreis, Sonderpreis und zwei Silber-Awards, gefolgt von der Kreativagentur Ruf Lanz mit zwei goldenen und einem Bronze-Award. Agentur-Mitinhaberin Danielle Lanz zum Klein Report: «Und wir schaffen das nicht mit 120, sondern mit zwölf Mitarbeitern, bei uns kocht der Chef sozusagen noch selbst», schmunzelt die hochdekorierte Werberin.

Gleich zwei Preise in der Kategorie Kultur, einen silbernen und einen bronzenen, holte sich das Bieler Atelier Stephan Bundi mit den Arbeiten «Don Giovanni» und «Macbeth» fürs Theater Biel Solothurn. Christoph Stuehn, Geschäftsleitungsmitglied des Schweizerischen Nationalmuseums, freute sich gestern gleich doppelt über den mehrfachen Preisträger der APG Poster Night, Stephan Bundi: «Er entwickelt derzeit das Design für die grosse Bauwand der Erweiterung des Landesmuseums in Zürich - wohl einer der schweizweit attraktivsten Werbeflächen der kommenden Jahre. Wir sind begeistert von seiner Professionalität und Kreativität», sagte Stuehn gegenüber dem Klein Report.

Fast so viel Applaus wie die Plakate selbst erhielt (nein, nicht die stellenweise leicht überforderte Moderatorin Susanne Kunz!) die Präsentation/Animation derselben auf Grossleinwand durch Marcello Weiss. «Der ist sensationell», freute sich auch AGP-Marketingchef Markus Ehrle, «Marcello Weiss nehmen wir nächstes Mal auch für unsere GV!»

Manch einer wunderte sich beim anschliessenden Poster-Fest (Catering dine&shine), dass ein simpler Sonnenblumenstrauss von Fleurop «Plakat des Jahres» werden konnte. Doch Jurypräsident Christian Brändle verteidigte die Wahl mit Eloquenz: «Das Plakat heisst ja nicht `Blumenstrauss`, sondern `Gekittete Beziehung`, ist schön und tiefgründig zugleich und illustriert mit der gekitteten Vase gekonnt, dass Blumen auch verschenkt werden, um sich zu versöhnen.»

Zumindest ein Silber-Award geht zu guter Letzt aber auch an die Gastgeberin APG: Unter den vielen und immer professioneller organisierten Firmenfesten des Jahres rangiert ihre Poster Night Jahr für Jahr weiter oben, nicht zuletzt, weil sie es versteht, eine ellenlange Shortlist und Preisvergabe schmissig durchzuziehen, und weil das Networken, Plaudern, Klatschen und Lästern so auch nicht zu kurz kommt.