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Mittwoch
10.12.2008

Romanischsprachige Bündner Grossräte sind enttäuscht von der Kantonsregierung. Die Mehrheit der Fraktion der Rätoromanen hätte sich mehr Engagement für den Erhalt der einzigen Tageszeitung in der vierten Landessprache gewünscht.

Die fünfmal wöchentlich erscheinende «La Quotidiana» wird von der Südostschweiz-Mediengruppe herausgegeben. Deren Chef Hanspeter Lebrument hatte im Sommer angekündigt, das Blatt ab nächstem Jahr nur noch wöchentlich herauszugeben, falls die Zeitung nicht günstiger produziert werden könne.

Inzwischen wurde eine Lösung gefunden, wie der Stiftungsrat der Agentura da Novitads Rumantscha (ANR) Ende November mitteilte. Die mit Mitteln des Bundes und des Kantons finanzierte Nachrichtenagentur bildet mit der «Quotidiana» einen Redaktionspool mit 870 Stellenprozenten und übernimmt dessen Kosten. Die Südostschweiz-Mediengruppe stellt den Chefredaktor und das Personal für die Produktion der Zeitung mit einer Auflage von rund 5500 Exemplaren. Die seit 1997 erscheinende «La Quotidiana» ist bereits heute der mit Abstand wichtigste Kunde der ANR.

In ihrer Antwort auf eine Anfrage aus dem Parlament hielt die Bündner Regierung fest, sie werde sich nicht in den Zeitungsmarkt einmischen. Neben der Mitfinanzierung der ANR zu rund einem Drittel und der Übernahme von bis zu 15 Prozent der ungedeckten Kosten der «Quotidiana» gemäss kantonaler Sprachenverordnung sei keine Hilfe möglich.

Der Erstunterzeichner des Vorstosses sagte am Mittwoch im Grossen Rat, die Regierung mache es sich einfach, wenn sie nur den Markt spielen lassen wolle. Die Fraktion der Rätoromanen sei enttäuscht, unterstrich ein Mitunterzeichner. Denn die «Quotidiana» sei für den Erhalt der vierten Landessprache äusserst wichtig.

Regierungsrat Claudio Lardi erinnerte daran, dass an der Auswärtssession des Bundesparlaments in Flims im Jahr 2006 die romanische Tageszeitung als «Erfolgsgeschichte» gefeiert worden sei. Diese Geschichte sei nun weiterzuführen. Der engen Zusammenarbeit mit der ANR könne die Regierung zustimmen. Das beste Mittel zur Sicherung der Zukunft des Blattes sei aber die Gewinnung neuer Abonnenten.