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Dienstag
10.04.2012

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Das aktuelle Titelbild der «Weltwoche», das einen Roma-Jungen mit vorgehaltener, direkt gegen den Betrachter gerichteter Waffe zeigt, schlägt hohe Wellen. Die Schlagzeile auf der Titelseite lautet: «Die Roma kommen: Raubzüge durch die Schweiz».

Bernhard Odehnal, Österreich-Korrespondent des «Tages-Anzeigers», berichtete am Samstag über den Journalisten Klaus Kamolz, der «gegen die für den redaktionellen Inhalt verantwortliche Person» in Österreich eine Anzeige eingereicht hat. Dies wegen «übelstem Rassismus», erklärte Kamolz im «Tages-Anzeiger». Das österreichische Strafrecht (Paragraf 283) sehe für Hetze gegen eine ethnische Gruppe eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren vor, wenn diese Hetze «für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar» sei.

Bereits einen Tag nach der Publikation der «Weltwoche» veröffentlichten die Jungen Grünen am 6. April einen Offenen Brief an «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel, in dem sie ihm und seinem Blatt vorwerfen, Fremdenfeindlichkeit zu schüren, eine Ethnie von acht bis zwölf Millionen Menschen «als schwerst Kriminelle zu bezeichnen» und dem Leser eine Bedrohung zu suggerieren, «es kämen sogleich die - den `Blitzkriegern aus dem Ausland gleichen` - Romas und fallen `für ihre Raub- und Beutezüge über die Schweiz her`», so die Jungpolitiker.

Ab und zu schildere Köppel die Not dieser Menschen, «doch keineswegs lässt Sie dies darauf zurückschliessen, dass etwas dagegen unternommen werden müsste», sprechen die Jungen Grünen den umstrittenen Verleger direkt an. Er plädiere wohl eher «für eine schrittweise Verinselung der Schweiz». «Sie wollen wieder Grenzkontrollen einführen, suggerieren, ohne diese sei die Schweiz machtlos gegen die `Roma-Raubzüge`. Die Politik habe versagt.»

Die Jungen Grünen der Schweiz «verurteilen das wiederholte verbale Einprügeln auf Minderheiten». Das «Weltwoche»-Titelbild soll nichts anderes suggerieren, «als dass alle Romas kriminell und asozial sind», was verletzend und erniedrigend sei. «Wenn Sie nichts anderes als zynische Worte für dieses Elend finden, dann können Sie sich diese sparen. Seien Sie so gut und hören sie endlich auf mit Ihrer fremdenfeindlichen Polemik. Das hat nichts mehr mit bürgerlichen Ansichten zu tun, das ist gefährlich weit am rechten Rand des Politspektrums», schliessen die Jungen Grünen ihren recht unaufgeregten Offenen Brief an Roger Köppel.

Ob wegen der Anti-Rassismus-Strafnorm (Artikel 261) des Strafgesetzbuches Anzeigen über die Ostertage gegen die «Weltwoche» eingegangen sind, wird sich erst am Dienstag seriös beantworten lassen.

Philipp Gut, stellvertretender Chefredaktor der «Weltwoche» und Mitautor des Berichtes, sagte gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Das Coverbild symbolisiert den Umstand, dass Roma-Banden ihre Kinder für kriminelle Zwecke missbrauchen.» Keiner der Empörten habe sich auch nur mit einem Wort gegen den Missbrauch dieser Kinder ausgesprochen, empörte sich wiederum der Journalist in der «SonntagsZeitung». Die Kinder seien nicht nur Täter, sondern auch Opfer. «Das ist, wenn schon, der Skandal», übertreibt Gut dann beim Umkehren des Spiesses.