Content:

Mittwoch
25.01.2012

Die Front-Schlagzeile «Roma haben sich in Malters eingenistet» der «Zentralschweiz am Sonntag» ist zum Fall für den Presserat geworden, weil sich eine Privatperson am Begriff «eingenistet» störte. Erstens wirkten naturalistische Begriffe stark abwertend, wenn sie zur Beschreibung menschlichen Verhaltens verwendet würden. Und da sich der abwertende Begriff zudem ausgerechnet auf die Minderheit der Sinti und Roma beziehe, verletze dies deren Menschenwürde.

Der Presserat hat am Dienstag aber die Beschwerde gegen den am 18. September 2011 erschienenen Artikel abgewiesen. Wie die «Zentralschweiz am Sonntag» überzeugend eingewandt habe, werde der Begriff «eingenistet» in unterschiedlichen - positiven und negativen - Zusammenhängen verwendet. Selbst wenn man den Begriff im Kontext des beanstandeten Berichts in einem negativen Sinn interpretiere, fehle dem damit verbundenen Unwerturteil - die Roma von Malters seien bei einem Teil der Nachbarn unerwünscht - die gemäss der Presseratspraxis geforderte Schwere.

Wie der Presserat bereits in der Stellungnahme 28/2011 festgehalten hat, seien generalisierende Anspielungen bei den Roma insofern heikel, als diese zu den durch das Diskriminierungsverbot geschützten Minderheiten gehörten, über welche die Medien häufig stereotyp berichteten. «Gerade der zu beurteilende Frontseitenbericht bedient aber keine derartigen Stereotype in Form von generalisierenden Vorurteilen», urteilte der Presserat. Und entgegen der Behauptung des Beschwerdeführers erinnert der umstrittene Titel nach Auffassung des Presserats auch nicht an die Jahrhunderte alte Verfolgung der Minderheit der Sinti und Roma und deren Höhepunkt während der Nazizeit.