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Donnerstag
08.12.2011

Reporter ohne Grenzen (ROG) ehrt den syrischen Karikaturisten Ali Fersat als «Journalisten des Jahres». In der Kategorie «Medium des Jahres» geht der Preis für Pressefreiheit an die burmesische Wochenzeitung «Weekly Eleven News». Mit der jährlichen Auszeichnung würdigt ROG Journalisten und Medien für ihren besonderen Einsatz für Pressefreiheit und Menschenrechte.

Die feierliche Verleihung des Preises fand am Mittwochabend um 19 Uhr im Auditorium der Zeitung «Le Monde» in Paris statt. Der im kuwaitischen Exil lebende Fersat konnte zu der Zeremonie nicht anreisen. Stellvertretend für den syrischen Künstler nahm der französische Karikaturist Jean Plantureux (Plantu) die Auszeichnung entgegen. Der Preis in der Kategorie «Medium des Jahres» wurde an zwei Journalisten von «Weekly Eleven News» übereicht.

Der im Jahr 1951 geborene Ali Fersat begann seine Laufbahn mit 14 Jahren als Karikaturist bei der syrischen Tageszeitung «Al-Ayyam». Seitdem veröffentlichte Fersat mehr als 15 000 Zeichnungen in zahlreichen nationalen wie auch in internationalen Zeitungen und Publikationen. Seine mehrfach preisgekrönten, originellen Arbeiten waren in verschiedenen Ausstellungen in Europa zu sehen. In seinen jüngeren Werken illustriert er auch die Anwendung von Folter sowie Korruption und Medienzensur in seiner Heimat. Zuletzt standen die Anti-Regierungsproteste und deren blutige Niederschlagung im Zentrum seiner Arbeit. Das Regime reagierte gegen diese künstlerische Rebellion mit Gewalt: Am 25. August attackierten Sicherheitskräfte den Zeichner und brachen ihm beide Hände. Im darauffolgenden Oktober floh Fersat aus Damaskus und lebt derzeit in Kuwait. «Sein Nonkonformismus und sein kreativer Sarkasmus haben Fersat viele Feinde eingebracht. Er hat sich aber nie die Freiheit nehmen lassen, mit dem Zeichenstift Unrecht und Unterdrückung zu kritisieren. Dafür gebührt ihm grosser Respekt», sagte ROG-Vorstandssprecher und Jurymitglied des Preises, Michael Rediske.

«Weekly Eleven News» gehört zu den wenigen Medien in Burma, die politische und gesellschaftliche Tabus angreifen und sich dabei unerschrocken über offizielle Zensurvorgaben hinwegsetzen. Jüngstes Beispiel ist die Berichterstattung der Zeitung über die Überschwemmungen in der Stadt Mandalay im Zentrum des Landes im vergangenen August. Im November 2010 versuchte die Zeitung darüber hinaus, Artikel über Unregelmässigkeiten bei der Parlamentswahl zu veröffentlichen. In der Printausgabe scheiterte die Redaktion an der Zensur und veröffentlichte die Berichte deswegen auf der Website des Blattes. «Der Mut der Redaktion ist bemerkenswert, sie geht hohe Risiken ein: Immer wieder werden Mitarbeiter festgenommen, wird die Zeitung vorübergehend verboten und ihre Website gesperrt», so Rediske.

ROG vergibt seinen Menschenrechtspreis seit 1992 und damit in diesem Jahr zum 20. Mal. Mit der Auszeichnung sollen weltweit Journalisten und Medien ermutigt werden, die in ihrer täglichen Arbeit die Pressefreiheit verteidigen. Die diesjährige internationale Jury bestand aus zwölf Journalisten sowie Vertretern von Menschenrechtsorganisationen.