Eine Unsicherheit bei den Arbeitsplätzen, die noch wochenlang anhalten werde, hat die Personalkommission (PKO) des Ringier-Konzerns in einem internen E-Mail bedauert. Erst am 12. Januar und am 16. Februar wolle der Verlag über einen geplanten Personalabbau im Zusammenhang mit dem neuen «Blick»-Newsroom informieren. «Die PKO fragt sich, woher die Mitarbeiter in dieser Situation die Begeisterung für den Newsroom nehmen sollen, die sich die Geschäftsleitung so sehr wünscht», heisst es in diesem Zusammenhang in der Mitteilung der PKO, die dem Klein Report vorliegt.
Anfang November hatte Ringier-Schweiz-CEO Marc Walder, der auch die operative Gesamtverantwortung für das Projekt Newsroom hat, an einer Informationsveranstaltung mitgeteilt, es stehe weniger Budget zur Verfügung, wenn der Newsroom installiert sei. Das werde zu einem Personalabbau führen, über dessen Umfang erst kurz vor der Eröffnung des Newsrooms im Februar 2010 informiert werden könne. Eine Vorahnung vermittelte seine Information, die Anzeigenumsätze seien weltweit zwischen 20 und 30 Prozent eingebrochen, die Lesermarkt-Umsätze um rund 10 Prozent.
Zahlen zum bevorstehenden Stellenabbau sind indes offiziell (noch) keine erhältlich. Ein Mitglied der PKO hält fest: «Es gibt Entlassungen. Allerdings unter dem Vorzeichen Synergien. Damit hat Marc Walder erneut beantwortet, was ich ihn schon mehrfach gefragt habe: `Ist der Newsroom nicht vor allem als Sparmassnahme konzipiert?`» Die PKO nimmt im Weiteren die Terminologie der Ringier-Geschäftsleitung auf: «Der Newsroom ist also ein verlegerisches Projekt für die Zukunft. Und nicht als nächste grosse Sparrunde gedacht. Dies kann auch als Antwort der Geschäftsleitung auf die Spekulationen von `SonntagsZeitung` und `Sonntag` verstanden werden. Die hatten mit Blick auf den Newsroom verkündet: Hier drohe ein Kahlschlag.»
Als «heikles Thema» bezeichnet das PKO-E-Mail im Weiteren «die ungleichen Löhne der Redaktionen». Es sei «beunruhigend», dass die Geschäftsleitung «immer noch am Diskutieren» sei. Auf die Frage, ob es gar neue Verträge für alle gebe, liefert die PKO folgende als «Klarstellung» bezeichnete Auskunft: «Es gibt keine generellen Vertragsänderungen für alle Mitarbeiter der Newsroom-Redaktionen. Neue Verträge/Vertragsänderungen gibt es nur dann, wenn die Funktion wechselt, der Lohn oder die Kaderzugehörigkeit ändert.»
Bei Ringier ist allerdings klare Sprache Mangelware. Als der Klein Report Ende Oktober bei CEO Christian Unger um einen Termin für ein Gespräch über die aktuelle Situation des Unternehmens und die Aussichten für die Zukunft anfragte, kam abschlägiger Bescheid von der Dufourstrasse: Bis Ende Jahr gebe es kein Interview vom Chef. Das ist ein schlechtes Zeichen. Bei einem Abbau in der Grössenordnung von 10 Prozent des heutigen Bestandes würde dies für das gesamte Unternehmen gegen 800 Stellen bedeuten (Personalbestand laut Geschäftsbericht Ende 2008: 8 129).
Mittwoch
18.11.2009