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Samstag
04.10.2008

Durch die Ausgliederung der Frühzustellung ihrer Zeitungen und Zeitschriften an die Schweizerische Post ist die Tamedia als teure Zugabe zu Search.ch gekommen. In seinem aktuellen Blog auf Internet-Briefing.ch nimmt Reto Hartinger, der Search.ch einst als Start-up gegründet hat, Stellung zu den aktuellen Entwicklungen.

Unter anderem verrät er, dass man vor dem Verkauf an die Post auch mit der Publigroupe und Google verhandelt habe. Aber: «Ein Verkauf an Google hätte bedeutet, dass ausser den Technikern das gesamte Personal hätte entlassen werden sollen. Ein Sozialplan oder eine Abfindung war von Seiten Google nicht angedacht, so hätten wir aus dem Verkaufspreis selber einen solchen finanziert. Schliesslich lag auch Googles Angebot über dem der Konkurrenten.» Aber das hätte für die Pioniere einen schalen Beigeschmack gehabt, erinnert sich Hartinger. Denn: «Ich hätte Werner Mattle (damals glaub ich gegen 55), Franz Römer (damals fast 50) und Roland Inderbitzin nicht sagen wollen: Jungs, es war toll, wir sind Millionäre geworden. Wir hatten eine tolle Zeit miteinander. Hier habt ihr etwas Kohle, wir verschwinden. Sie haben mit uns die Firma aufgebaut, es war ihre Firma. Sie sind in einen neuen Beruf und ein neues Gebiet eingestiegen. Ein hohes Risiko. Die Qualifikationen dazu hatten sie nicht - die gab es gar nicht. Aber statt junge Neunmalkluge von der HSG haben wir erfahrene Kämpfer eingestellt, die sich entscheiden mussten: Ja, das wird meine letzte Stelle sein. Es wird schwierig, aber ich packe das. Es war schwierig, und sie haben es gepackt.»

Weiter plaudert Reto Hartinger aus dem Nähkästchen, dass damals das erste Kaufangebot der Publigroupe «lächerlich» gewesen sei, das zweite aber dann sogar besser als jenes der Post. Schliesslich habe man sich für die Schweizerische Post entschieden, «weil sie uns nach einem Jahr die Freiheit gaben». So habe die Post ein Jahr die Verantwortung für etwas gehabt, das den Preis wesentlich beeinflusst hatte: Den Verkauf der Zusatzeinträge auf Tel.search.ch. «Sie sind daran kläglich gescheitert, haben das Projekt verlauert», beklagt sich Hartinger im Nachhinein.

Generell habe die Post Search.ch aber besser geführt als die Pioniere. «Etwas Management ist ab einem gewissen Reifegrad einer Firma hilfreich.» Dennoch sei die Post mit Search.ch nie ganz warm geworden. Das damalige Start-up-Unternehmen sei im einstigen Staatsbetrieb ein Exot geblieben. Zudem sei der Umsatz im Verhältnis zum Milliardenkonzern stets marginal geblieben. Deshalb auch der Verkauf. Dieser diene aber vor allem höheren postalischen Zielen: «Er ist ein Bauernopfer, damit die Post den Frühzustelldienst behält. Da war es ganz gut, ein Argument beziehungsweise eine Firma im Köcher zu haben, welche die Verleger unbedingt wollten.»

Der Verkaufspreis sei ein Vielfaches von dem, was die Post einst bezahlt habe. «Für die Post ein Bombengeschäft, hat sich doch unser Verkaufspreis über die Gewinne mehr als amortisiert.» Aber das wirkliche Geld mache die Post sowieso mit der Frühzustellung.

Zuletzt hat der Firmengründer noch einen Tipp an den Zürcher Medienkonzern Tamedia: «Bitte versucht nicht, nach Synergien mit Bestehendem im Tamedia-Portefeuille zu suchen. Eine erfolgreiche Synergie gibt es nur dann, wenn sie für Search.ch erfolgreich ist. Sonst macht ihr Search.ch kaputt und den Kleineren nicht grösser. Spannt die Search.ch-Leute nicht für andere Projekte bei euch ein, sie haben schon genug mit Search.ch zu tun.»