Mit Bestürzung hat Reporter ohne Grenzen (ROG) die Nachricht von dem Brandanschlag auf das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo» aufgenommen. Unbekannte warfen in der Nacht vom 1. auf den 2. November gegen ein Uhr einen Molotow-Cocktail in die Pariser Redaktionsräume der Wochenzeitschrift. Wenige Stunden später wurde ein Sonderheft des Magazins mit einer Mohammed-Karikatur auf der Titelseite ausgeliefert.
«Es ist extrem besorgniserregend, dass in Frankreich Personen bereit sind, mit einer solchen Gewalt gegen eine Zeitschrift vorzugehen, die von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht hat», sagte ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard am Mittwoch. «Diese Gewalttaten zielen darauf ab, Journalisten einzuschüchtern und sie zu Selbstzensur zu bewegen.»
Beim Brandanschlag wurde niemand verletzt. Daneben wurde die Webseite von «Charlie Hebdo» gehackt und auf die Eingangsseite ein Foto von Mekka übertitelt mit dem Satz «Es gibt keinen anderen Gott als Allah» gestellt.
Die Redaktion des Magazins stellt das Attentat mit der Sonderausgabe von Mittwoch anlässlich des Wahlsiegs der islamistischen Partei «Al-Nahda» in Tunesien in Verbindung: Das Medium hatte sich auf der Titelseite in «Scharia Hebdo» umbenannt. Auf dem Cover ist ausserdem eine Darstellung des Propheten Mohammed zu sehen, daneben steht in einer Sprechblase «100 Peitschenhiebe, wenn Sie sich nicht totgelacht haben».
Nach Angaben des unter dem Künstlernamen «Charb» bekannten Chefredaktors des Wochenblattes sind die Büroräume und das Computersystem derzeit unbenutzbar. ROG sowie andere Organisationen und Medien haben «Charlie Hebdo» angeboten, die Redaktion vorübergehend in ihren Büroräumen zu beherbergen.