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Montag
19.12.2011

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigt sich bestürzt über die Ermordung des Journalisten Chadschimurad Kamalow in der russischen Teilrepublik Dagestan. Der Gründer der unabhängigen Wochenzeitung «Tschernowik» und Direktor des Verlagshauses «Swoboda Slowa» (übersetzt: Redefreiheit) wurde am Donnerstagabend vor dem Hauptsitz des Unternehmens in Machatschkala, der Hauptstadt Dagestans, erschossen.

«Die russischen Medien haben einen führenden unabhängigen Journalisten verloren», erklärte ROG und forderte umfassende, zügige und unabhängige Ermittlungen in dem Fall. «Die Behörden müssen den Hinweisen nach einem wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen der Tat und den beruflichen Aktivitäten des Opfers ernsthaft nachgehen», so der Journalisten-Verband.

Die in Dagestan und in anderen russischen Regionen weitverbreitete Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalisten sei nicht länger hinnehmbar. ROG warnte: «Der Mord an Chadschimurad Kamalow wird eine grosse einschüchternde Wirkung auf dagestanische Journalisten haben.»

Kamalow war bekannt für seine tiefgründigen, investigativen Recherchen und seine kompromisslosen Positionen. Mutig griff er immer wieder sensible Themen wie Korruption, gewaltsame Ausschreitungen von Polizei und Soldaten gegen Zivilisten oder die Praxis des «Verschwindenlassens» von Menschen auf. Nach offiziellen Informationen ziehen die Behörden eine Verbindung zwischen der Tat und der journalistischen Arbeit des Opfers in Betracht.

Seit dem Amtsantritt von Wladimir Putin im März 2000 sind laut ROG in Russland mindestens 26 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden. Die Mehrheit der Morde sei bis heute unaufgeklärt. Insbesondere in den Republiken Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien herrsche ein Klima der Straflosigkeit. Selbstzensur sei in diesen Gegenden weitverbreitet.