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Montag
02.05.2016

Medien / Publizistik

«Sanft&Sorgfältig», die Radioshow von Olli Schulz und Jan Böhmermann, die auf Radio Eins lief und über eine grosse Fangemeinde verfügt, wird von Spotify gekauft. Es fragt sich, wie lange es dauert, bis Böhmermann sich nicht mehr via Onlinedienste verkauft, sondern direkt. Denn interessanterweise laufen Medienformate von online zu analog, von analog zu online, um schliesslich wieder im Direktverkauf zu laufen.

Für den Klein Report macht sich Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli Gedanken.

Willkommen in der neuen Medienwelt! Spotify ist sowenig Radio wie Uber ein Taxiunternehmen. Beide sind Onlinedienste, die nichts besitzen ausser eine Menge Werbemillionen, Abos und Zukunft.

Wer heute im Journalismus etwas taugen will, produziert am besten seine eigenen Podcasts (#1968kritik), hat einen eigenen Youtube-Kanal, arbeitet bei Google oder einem kleinen, feinen Onlinedienst (Klein Report und news.ch).

Wer ein gesichertes Einkommen sucht, der ist bei den klassischen Staats- und Holzmedien aufgehoben, die Über-50-Jährigen geben viel Geld für Tradition aus und die Mediensteuer trifft schliesslich alle.

Wer aber schon berühmt ist, ist ihre/seine eigene Unternehmerin. Dann geht es auch ohne die ehemaligen verbündeten Onlinedienste.

«Adele» hat es vorgemacht: Zwei Tage vor Erscheinen von «25», plauderte sie gemütlich beim Apple-Online-Radio. Am 20. November war das Album zu hören, aber nur auf dem klassischen Weg: Vinyl, CD und bezahlter MP3-Download. Einen Song als Teaser gab es - auf Youtube: «Hello» schlug wiederum alles Bisherige. «Adele» war klug genug, ihre Medienstrategie nicht zu erklären: Schon «21» verkaufte sich real über 30 Millionen (!) Mal, eine aberwitzige Zahl in Zeiten von Gratisdiensten und -downloads überall.

Was sagt uns dies über die Zukunft? Vielleicht, dass sich die Journalistinnen und Journalisten etwas mehr um Maschinen statt um die Frisuren von Politikerinnen kümmern sollten.

Wichtigste Voraussetzung dabei ist, zu realisieren: Alle neuen Medien existieren nicht, sie verbinden. Sie tun dies so schnell, dass sie alle anderen, die sich auch verbinden wollen, totbeissen, aufkaufen, einbetten. Deshalb gilt es auch hier mitzugestalten. Ideen sind durchaus vorhanden. Aber die gibt es klugerweise nicht gratis.