Die Redaktion der Nachrichtenagentur SDA sowie die Mediengewerkschaften Comedia und Impressum haben am Donnerstag gegen den Entscheid des SDA-Verwaltungsrats protestiert, mit dem die Sprachsolidarität der SDA beschädigt werden soll. In einem am Donnerstag publizierten offenen Brief an den Verwaltungsrat fordern sie ihn auf, den Entscheid zu überdenken und rückgängig zu machen. Der französischsprachige Basisdienst habe aufgrund des kleineren Marktvolumens seine Produktionskosten seit Gründung der SDA nicht gedeckt, schreibt die Geschäftsleitung in einer Mitteilung vom Donnerstag. Für das Budget 2005 beläuft sich der negative Deckungsbeitrag auf Basis Grenzkosten auf 1,3 Mio. Franken. Der SDA-Verwaltungsrat habe nun beschlossen, dass der jährliche negative Deckungsbeitrag den Betrag von 1 Mio. Franken nicht übersteigen darf. Die Deutschschweizer Verleger seien bereit, diesen Betrag als Preis für die Sprachen-Solidarität zu bezahlen.
Andererseits weist die Redaktionskommission aber darauf hin, dass zwar der französischsprachige Dienst 300 000 Franken bei einem Budget von 8,4 Mio. Franken einsparen muss, doch sei der Entscheid mit einem Riss in einer Staumauer zu vergleichen: «Zuerst tröpfelt nur wenig Wasser durch den Riss. Später wird aus dem Riss aber ein Loch. Die Redaktion der sda befürchtet einen Dammbruch. Der enge ökonomische Blick der Verwaltungsratsmehrheit könnte mittelfristig das Grundprinzip der sda aushöhlen.
Sprachensolidarität innerhalb der sda bedeute, «dass die sda den Schweizer Medien auf Deutsch und Französisch gleichwertige Dienste zu gleichwertigen Preisen anbietet», heisst es weiter. «Das Prinzip wird durch Ihren Entscheid beschädigt, da er voraussichtlich mit einem erneuten Abbau von Personal innerhalb der französischsprachigen Redaktion verbunden ist.» Die Redaktionskommission der sda fordert darum den Verwaltungsrat im Namen der Redaktion auf, den Entscheid zu überdenken und rückgängig zu machen.
«Mit dem neuen Entscheid ritzt der Verwaltungsrat diesen Grundsatz nämlich bedenklich an», heisst es weiter und gebe damit ein schlechtes Signal ab. Die öffentliche Entrüstung rund um den angekündigten Zusammenschnitt des Sprachangebots bei swissinfo/swisstext zeige, dass die Schweiz für den inneren Zusammenhalt einen alle Landesteile umfassenden und durchdringenden Service public braucht, schreiben Comedia und Impressum in einem Communiqué. Dies gelte gerade auch beim öffentlichen Gut Information. «Das Ausmass des Sparentscheids macht uns nicht primär Sorgen, aber das Signal des Verwaltungsrates, dass die Soldidarität zwischen der Deutsch- und Französischschweiz angeritzt wird, ist bedenklich», ergänzte Comedia-Zentralsekretärin Stefanie Vonarburg gegenüber dem Klein Report.
Die Verwaltungsratsmehrheit, d.h. vor allem Verleger aus der Deutschschweiz, unterschätze die Synergien dieser Zusammenarbeit (zwischen den beiden Sprachdiensten, die Red.), kritisiert die Redaktionskommission weiter. Würde die französischsprachige Redaktion auf einen blossen Übersetzungsdienst reduziert, müsste die deutschsprachige Redaktion ausgebaut werden, um einen im Vergleich zu heute gleichwertigen Dienst anzubieten. Gespart hätten damit die Deutschweizer Verleger nur wenig.
Die sda spiele eine entscheidende und nicht zu unterschätzende Rolle im Austausch von News über die Sprachregionen hinweg. «Dieser Austausch ist von eminenter Bedeutung für die mehrsprachige Schweiz und ihre Demokratie. In Zeiten wo die auseinanderdriftenden Kräfte in der Schweiz gross sind, wäre die Aufgabe dieser Rolle ein schwerer publizistischer Fehler der Verleger», meint die Redaktionskommission weiter.
Donnerstag
16.06.2005