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Sonntag
08.08.2004

Die Kultusminister Deutschlands, die Erziehungsdirektoren der Schweiz und ihre Kollegen in Österreich wollen sich noch diesen Monat zu einem Krisengespräch in Sachen Rechtschreibreform treffen. Dabei soll ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» geschaffen werden, zitiert die «NZZ am Sonntag» Christian Schmid, der bei der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) für die Reform zuständig ist. EDK-Präsident Hans Ulrich Stöckling warnte angesichts der Ankündigung der Axel Springer AG und des Spiegel-Verlags, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, «vor einem absoluten Chaos» an den Schulen. Der am Krisengipfel zu bildende Rat soll, so Schmid, breiter abgestützt sein und auch Kritiker der Reform einbinden.

Unterstützung für die Reform bekommen die Schweizer, deren Tageszeitungen wenig Anlass sehen, ihren deutschen Kollegen beim Zurückbuchstabieren nachzueifern, auch aus der benachbarten Alpenrepublik, berichtet die Nachrichtenagentur SDA am Sonntag unter Berufung auf die österreichische Nachrichtenagentur APA. Alle bedeutenden überregionalen und Wiener Tageszeitungen hätten angekündigt, bei der bisherigen Rechtschreibreform zu bleiben. Die linksliberale Tageszeitung «Der Standard» schrieb am Samstag unter anderem: «Die Reform hat uns einige Saisons der Anarchie beschert, die nun durch den Vorstoss von `Bild` und `Spiegel` (oder ist es ein Rückstoss?) verlängert wird. Seltsam: Gerade diese zwei zügellosen Organe des Zeitgeistes, bisher sprach-verspielt und innovativ, werden zu Thürhüthern der Gegenreformation.»