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Mittwoch
02.06.2004

Der Science-Fiction-Autor Michael Bradbury ist auf den in Cannes palmengekrönten Filmemacher Michael Moore nicht eben gut zu sprechen, verständlich: Moore soll sich des Titels von Bradburys berühmtesten Buch «Fahrenheit 451» bedient haben, um seinen jüngsten Dokumentarfilm zu betiteln («Fahrenheit 9/11»). In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Stockholmer Zeitung «Dagens Nyheter» sagte Bradbury via Telefon aus Los Angeles: «Michael Moore ist ein dämlicher Drecksack. So denke ich über ihn. Er hat meinen Titel geklaut und die Zahlen ausgewechselt, ohne mich jemals um Erlaubnis zu fragen.»

In dem 1953 erschienen und 1966 von François Truffaut verfilmten Science-Fiction-Roman «Fahrenheit 451» hatte Bradbury (83) eine Gesellschaft geschildert, in der Bücher verboten sind. Der Titel bezog sich auf die Temperatur, bei der Papier zu brennen anfängt. Moore ersetzte die Zahl durch das Datum der New Yorker Terroranschläge am 11. September 2001. Bradbury soll gemäss dem Interview den Filmemacher wegen des Titels angerufen, den von dessen Büro versprochenen Rückruf aber nie erhalten haben. Der Autor, dessen Werke auf Deutsch vom Diogenes Verlag herausgegeben werden, sagte weiter: «Ich könnte mich morgen hinsetzen und einen Roman schreiben, den ich dann `Vom Winde verweht` betitele, nicht wahr? Aber ich tue das nicht, weil es unanständig wäre.»