«Der Mensch im Mittelpunkt der Marketing- und Kommunikationsaktivitäten» lautete der Titel des 11. Schweizerischen Mediaforschungstags der AG für Werbemedienforschung (Wemf) aus Anlass der Veröffentlichung der Mach-Zahlen für die zweite Hälfte des laufenden Jahres. Doch wer Neues erwartet hatte, musste den Zürcher Technopark enttäuscht verlassen, da trotz versammelter Forscher-, Hochschul-, Werber- und Mediaplaner-Kompetenz weitgehend altes Stroh gedroschen wurde. Saubere Arbeit, einwandfrei, aber nur Ratlosigkeit für jene, die wissen wollen, was aktuell los ist.
Das lag vor allem daran, dass die Mach-Zahlen - wenn auch unter Sperrfrist - bereits seit Wochen bekannt waren und keine Sensationen bieten konnten. Die Schweiz ist ein Zeitungs- und Zeitschriftenland, das hat die Wemf einmal mehr festgestellt, diesmal sogar mit leicht gestiegenen Zahlen, obschon im Moment in der Schweiz ein heftiger Kampf zwischen den Medien um Reichweiten, Einschaltquoten und Leserschaftszahlen tobt. Sonntagszeitungen, Gratisblätter, private Regionalfernsehstationen, Internet-Fernsehen und -Radio, Online-Angebote, Digitalradio, Mobile: Es gäbe noch mehr Stichworte, die alle signalisieren, dass die ganze Medienlandschaft im dramatischen Umbruch ist.
Doch davon war am Wemf-Mediaforschungstag wenig zu spüren, vermutlich auch darum, weil der Wemf, die finanziell von den etablierten Medienhäusern abhängig ist, die Mittel fehlen, um die aktuelle Szene wirklich abzubilden. Dazu zwei Beispiele: Ein stirnrunzelndes Amüsement löste die Aussage von Wemf-Projektleiterin Nadine Bracher aus, als sie über einen neuen Fragebogen für die Mach-Consumer berichtete, der so gut angekommen sei, dass die Wemf bei der Auswertung «Gegensteuer» habe geben müssen, da sonst das Budget aus dem Ruder gelaufen wäre. Und auf die Frage des Klein Reports nach Zahlen für die integrierte Kommunikation von Print und Internet sagte Wemf-Direktor Marco Bernasconi: «Wir arbeiten daran, aber das dauert noch Jahre.»
Dazu passen die Aussagen von Cash-Geschäftsführer Christoph Bauer, dessen «Cash daily» nach internen Zahlen weit besser dasteht, als es die Wemf-Zahlen darstellen. «Die Wemf blickt zurück, aber wenn man etwas Neues aufbauen will, muss man doch vorwärts schauen», sagte er gegenüber dem Klein Report. Die Wemf-Methodik werde dem multimedialen Aufbau der Cash-Gruppe mit Print, Online, Fernsehen und Mobile in keiner Weise gerecht. Mit den heutigen Arbeitsweisen müsse man zwei Jahre Aufbauarbeit leisten, bis man in die Mediapläne komme, kritisierte er.
Und auch das reicht wahrscheinlich nicht, wie der Klein Report aus eigener Erfahrung - mit mittlerweile 20 000 Einzelpersonen (Newsletter und Websites) pro Tag, die das Angebot nutzen - weiss. Crossmedia und Internet haben in der Schweiz noch ziemlichen Aufholbedarf. Siehe auch: «Cash daily» weist 140 000 Leser aus
Dienstag
11.09.2007