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Mittwoch
09.05.2007

Erst vor einer Woche hat der Bundesrat die Buchpreisbindung aufgehoben, und bereits haben die Buchhandelsketten reagiert und die Bestsellerpreise um bis zu 30 Prozent gesenkt. Hansjörg Schneiders «Hunkeler und der Fall Livius» kostete vor einer Woche 33.40 Franken. In manchen Buchhandlungen ist der Bestseller nun für 24.80 Franken erhältlich. «Jesus von Nazareth», der Bestseller von Papst Benedikt XVI., kostet gegenwärtig zwischen 29.90 und 42.10 Franken.

Mit einem solch raschen und drastischen Preiszerfall habe sie allen Befürchtungen zum Trotz nicht gerechnet, sagt Marianne Sax, Vorstandsmitglied im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) und Inhaberin einer kleinen Buchhandlung. Sie sei davon ausgegangen, dass längerfristig geplant werde. Ausserdem habe sie auf eine gewisse Solidarität innerhalb der Branche gehofft. Doch bereits wenige Stunden nach dem Bundesratsentscheid hätten die ersten Grossbuchhändler mit Tiefpreisen geworben. Nun tobe der Kampf um die Bestseller, stellt SBVV-Präsident Urs Breitenstein fest. Auch Grossbuchhändler, die ihm noch vor wenigen Tagen versichert hätten, sie würden das Spiel nicht mitmachen, hätten inzwischen die Preise gesenkt.

Den Anfang machte der Weltbild-Verlag, der noch am Tag des Bundesratsentscheides die Preise von 20 Bestsellern um 30 Prozent senkte. Ex Libris bietet auf 25 Titeln 30 Prozent Rabatt. Orell Füssli will ab Freitag 30 Bestseller um 10 bis 30 Prozent billiger verkaufen, die Lüthy-Balmer-Stocker-Gruppe führt am Montag Rabatte ein. Noch keine Preissenkungen angekündigt hat Thalia.

Man werde nun genau beobachten, wie sich die Lage entwickle, sagte Fabio Amato, Geschäftsführer von Orell Füssli. Wie stark die Preise der Nicht-Bestseller angehoben würden, hänge insbesondere davon ab, ob wegen der verbilligten Bestseller mehr Bücher verkauft werden könnten und wie gross die Mengenausweitung sei. Problematisch ist die Situation für die kleinen Buchhandlungen, die sich vehement gegen die Aufhebung der Buchpreisbindung gewehrt hatten: Während die 300 meistverkauften Titel bei Orell Füssli 10 Prozent zum Jahresumsatz beitragen, sind es bei kleinen Buchhandlungen oft 25 Prozent.